Studie: Pharmakontakte beeinflussen Fachautoren
Finanzielle Verflechtungen mit Firmen führen zu positiven Beurteilungen
Die veröffentlichten Meinungen zu dem umstrittenen Diabeteswirkstoff Rosiglitazon sind einer Analyse im British Medical Journal (2010; 340: c1344) zufolge stark mit den Interessenskonflikten der Autoren assoziiert, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 19. 03. 2010). Eine Meta-Analyse des US-Kardiologen David Nissen im New England Journal of Medicine (2007; 356: 2457-2471) und die kurz danach publizierte RECORD-Studie (NEJM 2007; 357: 28-38) haben die Meinung zur kardiovaskulären Sicherheit von Rosiglitazon gespalten. Nissen hatte herausgefunden, dass die Einnahme des Medikaments mit einer erhöhten Rate von Herzinfarkten verbunden ist, die vom Hersteller gesponserte RECORD-Studie konnte dies nicht bestätigen. Seither teilt sich die kardiologische Fachwelt zu dieser Frage in „Anhänger“ und „Gegner“.
Welche Position die Autoren in der Folge in wissenschaftlichen Leitlinien, Meta-Analysen, Reviews, klinischen Studien, Leserbriefen, Kommentaren oder Editorials vertraten, hat Mohammad Hassan Murad von der Mayo Clinic in Rochester mit den Angaben zu finanziellen Interessenskonflikten in Beziehung gesetzt, die die Autoren in den meisten hochrangigen Zeitschriften inzwischen angeben müssen.
Das Ergebnis: Autoren mit Industriekontakten vertraten mehr als dreimal so häufig wie andere die Ansicht, dass Rosiglitazon keinen Einfluss auf das Herzinfarktrisiko hat und dass man diesen Wirkstoff weiter empfehlen könne. Unter Autoren, die Gelder vom Hersteller von Rosiglitazon erhalten hatten, waren die positiven Ansichten zum fehlenden Herzinfarktrisiko sogar mehr als viermal häufiger (Auch Verträge mit dem Hersteller des Konkurrenzpräparats Pioglitazon lenkten die Meinung übrigens in die gleiche Richtung.) Insgesamt 94 Prozent aller positiven Ansichten in diese Frage entfielen auf Autoren mit Industriekontakten. Umgekehrt wurden 47 Prozent der kritischen Aussagen von Autoren ohne solche Kontakte gemacht.
Quelle: IMABE-Newsletter April 2010
Labels: Arzneimittelstudien, Beeinflussung, Pharmaindustrie
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