Forschung: Menschen klonen ist passé, ethisch saubere Alternativen sind zukunftsweisend
Das Herstellen von Menschen-Klonen zu Gewinnung von
Stammzellen ist „nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch medizinisch
überflüssig“. Darauf hat IMABE-Geschäftsführer Enrique Prat in einem
Gastkommentar im Standard (online, 23. 5. 2013)
hingewiesen. Ein amerikanisches Forscherteam in Oregon unter der
Leitung des russischstämmigen Shoukhrat Mitalipov hatte Mitte Mai 2013
in Cell (10.1016/j.cell.2013.05.006)
publiziert, ihnen sei es erstmals gelungen, menschliche Embryonen aus
normalen Körperzellen zu klonen. Wenig später tauchten schon Vorwürfe
auf, die Daten seien gefälscht, Bilder manipuliert oder zumindest sehr
schlampig publiziert worden (vgl. Spiegel, online, 23. 5. 2013).
Aus ethischer Sicht habe man trotz erfolgreicher
Methoden für Stammzell-Gewinnung zu therapeutischen Zwecken an einer
„überflüssigen Technik“ weitergeforscht, sagt Prat. Diese habe noch dazu
eine „bedrohliche Kehrseite“ – die Ermöglichung des reproduktiven
Klonens. „Das Machbare hat hier die Grenze des Vernünftigen
überschritten“, so Prat. Reproduktives Klonen sei zwar bereits in vielen
Ländern verboten, manche wollten aber statt eines klaren Verbots nur
eine differenzierende Regel zwischen „gutem Klonen“ und „bösem Klonen“.
Für Prat stellt sich die Frage, um welchen Preis hier noch eine Türe
offen gelassen werde. Er nannte es an der Zeit, „an die internationale
politische Vernunft zu appellieren und endlich weltweit und für alle
verbindlich das Klonen von Menschen zu verbieten.“
Auch Oliver Brüstle bleibt, wie das Gros der
Stammzellforscher weltweit, äußerst skeptisch, was die klinische
Bedeutung und damit die Erfolgsaussichten einer Klonmedizin angeht (vgl.
FAZ, online, 27. 5. 2013). Der Vorzeige-Stammzellenforscher der Universität Bonn setzt längst auf eine andere Karte, wie er kürzlich mit Kollegen in Nature (Nature Reviews Molecular Cell Biology 2013; 14: 225-236, doi:10.1038/nrm3543)
publizierte: Die Methode des Japaners Shinya Yamanaka, der für die
Erzeugung von (induzierten) pluripotenten Stammzellen – die ganz ohne
Klonen und Embryonenzerstörung auskommt – im Dezember 2012 den
Nobelpreis bekam, gilt als bahnbrechend. Der nächste Schritt nach
Yamanaka sei jetzt, so Brüstle, die sogenannte Transdifferenzierung,
also die direkte Umwandlung einer Zelle in eine andere, zum Beispiel aus
einer Hautzelle direkt eine Hirnzelle herzustellen – ohne den Umweg
einer „Verjüngung“ zu einer Stammzelle.
Quelle: IMABE-Newsletter Juni 2013
Foto: IMABE
Labels: Klonen, Mensch, Stammzellen
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite