Imago Hominis: Gehirn und Geist, Neurowissenschaft und Ethik – wie frei ist der Mensch?
Gehirnforschung und Neurowissenschaften scheinen das gängige Weltbild gehörig ins Wanken zu bringen. Ist unsere Freiheit tatsächlich eine Illusion, wie manche Hirnforscher behaupten? Sind wir alle determiniert und daher weder verantwortlich noch schuldfähig für das, was wir tun? Ein Blick in die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass die Beantwortung dieser – nicht mehr rein naturwissenschaftlichen, sondern philosophischen Fragen – die Forscher schon seit mehr als 200 Jahren beschäftigen. In der kommenden Ausgabe des Fachjournals Imago Hominis gehen die Autoren dieser Diskussion interdisziplinär nach. J. M. Giménez Amaya und S. Sanchez-Migallón (Universität Navarra) geben einen Überblick über die anthropologischen und ethischen Dilemmata, mit denen die Hirnforschung der letzten Jahrzehnte konfrontiert ist. A. Pastor (Universität Navarra) stellt aus neurologischer Sicht die Bedeutung und Tragweite der bildgebenden Verfahren zur Beobachtung der Gehirntätigkeit dar und diskutiert die Interpretationsmöglichkeiten ihrer Ergebnisse sowie deren methodische Grenzen. L. Echarte geht in einer ethisch differenzierten Beurteilung der Verbesserung, Optimierung und Steigerung (Enhancement) des Gehirnes und der geistigen Fähigkeiten des Menschen nach. Mit dem Thema der Willenfreiheit befassen sich G. Rager (Universität Freiburg/CH) und G. Schiepek (PMU Salzburg). Rager unterwirft die sich auf die Naturwissenschaft berufende Schlussfolgerung, Freiheit sei eine Illusion, der wissenschaftsmethodischen Kritik und zeigt, warum dieser Schluss nicht zulässig ist. Schiepek versucht, eine methodische Brücke zwischen Naturwissenschaft und Ontologie zu schlagen, die den Leib-Seele-Dualismus überwindet und die Hirntätigkeit mit der Willensfreiheit als vereinbar zeigt. Daran schließt R. Wilcox (Thomas More-Institute London) an, der zu zeigen versucht, dass die Forschungsergebnisse der Neuroscience sich nicht nur mit der aristotelisch-thomistischen Tugendlehre vereinbaren lassen, sondern eine Vertiefung in dieser Lehre erlauben. Die Imago Hominis-Ausgabe 3/2010 mit dem Schwerpunkt „Neurowissenschaft und Ethik“ findet sich auf http://www.imabe.org/index.php?id=1420 und kann als Einzelheft um € 10 bezogen werden.
Quelle: IMABE-Newsletter September 2010
Labels: Imago Hominis, Neurowissenschaft
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