Montag, 11. Oktober 2010

Studie: Magersucht besser behandelbar bei Einbindung der Familie

Geschulte Eltern können Kind helfen, seine Essgewohnheiten nachhaltig zu normalisieren

Familientherapie ist bei jungen Anorexia nervosa-Patienten doppelt so wirksam wie eine rein individuelle Psychotherapie. Das ist das Ergebnis einer randomisierten klinischen Studie, die nun im Archive of General Psychiatry (2010; 67(10): 1025-1032; doi:10.1001/archgenpsychiatry.2010.128) veröffentlicht wurde. In dieser auf der Familie basierenden Therapie (FBT), auch als „Maudsley Approach“ bekannt, werden Familien innerhalb eines intensiven ambulanten Programms geschult, wie sie aktiv (etwa durch Begleitung bei jeder Mahlzeit) ihrem Kind helfen können, sein Normalgewicht wieder zu erlangen, zu halten und nachhaltig Essgewohnheiten zu ändern.

Die beiden Studienautoren und Psychiater, Daniel Le Grange von der University of Chicago Medical Center und James Lock von der Stanford University School of Medicine, halten die Einbindung von Eltern in das Therapiekonzept für entscheidend. Laut Autoren sollten stationäre Aufenthalte bei Jugendlichen mit Anorexia nervosa möglichst vermieden werden. Denn: Viele Jugendliche mit Anorexia nervosa würden den Sprung von der Klinik ins normale Leben nicht schaffen. Es sei wichtig, ihnen zu helfen, sich im häuslichen und realen Umfeld wieder gesunde und normale Essgewohnheiten anzueignen, so Studienleiter Lock. Dazu brauche es die Mithilfe der Eltern.

Dass dies letztlich auch wirksamer ist, legen nun die Ergebnisse ihrer randomisierten Studie nahe. Darin wurden 120 Anorexie-Patienten über 12 Monate entweder nach Ansatz individueller Psychotherapie (adolescent focused individual therapie – AFT), die sich auf Aufarbeitung psychischer Probleme konzentriert, oder nach Ansatz der auf der Mitwirkung der Familie basierenden Therapie (FBT) behandelt. Das Ergebnis: Nach einem Jahr waren mehr als 50 Prozent der Jugendlichen aus der FBT-Gruppe genesen. Sie hatten 95 Prozent ihres normalen Körpergewichts erreicht sowie eine gesunde psychische Einstellung zum Essen. In der Patientengruppe mit individueller Psychotherapie (AFT) gelang dies nur bei 23 Prozent. Bei einer Untersuchung ein weiteres Jahr später waren 40 Prozent der AFT-Patienten rückfällig geworden, in der Gruppe der FBT-Patienten dagegen nur 10 Prozent.

Die positiven Ergebnisse der Studie würden klar zeigen, dass die familienbasierte Therapie „erste Wahl“ sein sollte. Dies sollten Kliniker in Zukunft deutlicher vor Augen haben, betonten die Wissenschaftler.

Quelle: IMABE-Newsletter Oktober 2010

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