IVF: Indien boomt als Markt von Leihmüttern für Paare aus Übersee
Ärzte wollen mehr Klarheit über das Gesetz zum Import von Embryonen
Das Indian Council of Medical Research (ICMR) hat im Jahre 2007 Leitlinien herausgegeben, die den Export von menschlichen Embryonen verbieten. Ärzte fordern nun eine klare Rechtsprechung bezüglich des Imports. Hintergrund der Debatte ist die Leihmutterschaft, die in Indien zu einer regellosen Industrie geworden ist. Eine medizinisch-rechtliche Debatte entbrannte erst kürzlich, als ein menschlicher Embryo in einem Behälter mit flüssigem Stickstoff von der Zollbehörde als unannehmbares Gepäck klassifiziert und in die USA zurückgeschickt worden war. IVF-Kliniken implantieren Embryos, die von weither an Frauen aus meist sozial niedrigen Schichten gelangen und gegen Geld ihre Gebärmütter zur Verfügung stellen. Das Verfahren wird dadurch billiger als in den westlichen Staaten. Geht es nach dem ICMR, soll diese Vorgangsweise nicht verboten werden, sondern auf ganz legalem Wege möglich sein. Der Gesetzesentwurf spricht von staatlich akkreditierten „Banken“, die künftige Leihmütter sowie Eizellen und Spermien aus dem Versandhaus in einer Datei registrieren. R. S. Sharma, Vize-Generaldirektor des ICMR, argumentiert damit, dass das Gesetz der Ausbeutung von armen Leihmüttern ein Ende setzen werde, berichtet Times of India (online, 4. Oktober 2010). „Infertile Paare müssen dann nicht auf die Jagd nach Leihmüttern gehen. Die ‚Bank’ wird ihnen dabei behilflich sein! Außerdem wird das Paar mit aller Information über den sozialen Hintergrund und die medizinischen Befunde jener Person versorgt, deren Uterus sie mieten wollen“, sagt Sharma. Den Frauen werden fünf Lebendgeburten zugestanden, die eigenen Kinder eingerechnet. Nach dem neuen Gesetz sollen Frauen nicht mehr als fünf Lebendgeburten haben dürfen; Eizellspenden sollen nur sechsmal in ihrem Leben gestattet sein. „Dass über die psychischen Auswirkungen auf Frauen und das Problem, dass reiche Länder offenbar von Frauen profitieren, die sich aus finanzieller Not zu Dumping-Preisen als lebende Brutkästen zur Verfügung stellen, kein Wort verloren wird, ist ein Skandal“, betont Susanne Kummer, stv. Geschäftsführerin von IMABE. Die Herstellung von Menschen zu kostenniedrigsten Produktionspreisen gehorche nur noch einer Logik des Marktes und widerspreche eindeutig der Würde des Menschen, so Kummer.
Quelle: IMABE-Newsletter November 2010
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