Montag, 11. Juni 2012

IMABE-Symposium: Mehr Kostentransparenz und ärztliche Eigenverantwortung gefordert

Experten sind sich uneins darüber, wie sich Wirtschaftlichkeit, soziale Mission und optimale Medizin im Krankenhaus vereinbaren lassen


Woran krankt es im Krankenhausbetrieb? Spitäler sollen wie moderne Wirtschaftsunternehmen geführt werden: Den „Göttern in Weiß“ wurden im Krankenhausalltag die „Manager in Schwarz“ zur Seite gestellt – was nicht selten zu Spannungen führt. Gefordert wird eine ausgeglichene Bilanz, während Patientenfürsorge und soziale Komponente in den Hintergrund treten.

Diese Sorge teilten die Referenten an dem von IMABE am 24. Mai 2012 veranstalteten Symposium KONFLIKTHERD KRANKENHAUS: ÄRZTE VERSUS MANAGER, das in Kooperation mit der Allgemeinen Unfallversicherung und der Österreichischen Ärztekammer in der AUVA-Wien stattfand. Dient die Ökonomie der Medizin – oder ist es inzwischen umgekehrt: Dient die Medizin der Ökonomie? Heißt Management im Spital, das Wohl des Patienten aus dem Auge zu verlieren?

Nicht unbedingt, wie Markus SCHWARZ, Unternehmensberater bei Egon Zehnder International und vormals Wirtschaftsdirektor der Christian-Doppler-Klinik Salzburg, betonte. Er kritisierte, dass Spitalsmanagement oft auf Ökonomie reduziert werde. „Effizienz ist aber nicht alleine Effektivität.“ Ob nun Ärzte die besseren Manager im Krankenhaus seien, sei eine müßige Debatte: Im erfolgreichen Management gehe es darum „ob jemand die Kompetenzen mitbringt. Führen kann, wer Führungskompetenz hat“, so Schwarz, der die „Sandkastenspiele zwischen Berufsgruppen“ für den „eindeutig falschen Weg“ hält.

Georg ZINIEL, Geschäftsführer Gesundheit Österreich GmbH, stimmte zu: Jede Organisation brauche Management – da seien Krankenhäuser kein Sonderfall. Aber: „Weder Ökonomie noch Medizin ist Management. Management ist mehr, sie bedeutet Personalführung, Planung, Steuerung und Kontrolle. Das braucht jede Organisation.“ Für Ärzte stelle sich dennoch ein Problem, meinte IMABE-Direktor Johannes Bonelli, vormals Ärztlicher Direktor des Wiener Ordensspitals St. Elisabeth, nämlich „dass zwar das Management über die Ressourcen entscheidet, die Verantwortung gegenüber dem Patienten aber immer noch der Arzt trägt: Entscheidung und Verantwortung dürfen nicht auseinanderfallen“, forderte Bonelli.

Robert HAWLICZEK, Vorstand des Instituts für Radioonkologie am Wiener SMZ-Ost und Referent für leitende Ärzte an der Ärztekammer Wien, kritisierte, dass „maßlose Bürokratie, Überregulierung und Kontrollterror“ jegliche Entscheidungskompetenz der Ärzte im Management „erstickt, anstatt sie zu fördern“. Er sah darin die Ursache, warum es um das Gesundheitswesen in Österreich so schlecht bestellt sei. „Die Ärzte müssen wieder ihre Entscheidungskompetenz zurückerobern“, so Hawliczek.

Österreich weise „die höchsten Spitalskosten pro Einwohner in der OECD auf“, kritisiert der Innsbrucker Ökonom Max LAIMBÖCK, ehemaliger Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken. Nach Laimböcks Angaben liege das Einsparungspotenzial im Spitalswesen in Milliardenhöhe – „ohne Nachteil für die Patienten“, wie er betont. Doch bei Managern, Politikern und auch Teilen der Ärzteschaft ortet der Ökonom mangelnden Reformwillen: „Wir haben in Österreichs Spitälern zu wenig Druck, damit Reformen, wie die Zusammenlegung von Stationen bei geringer Auslastung, wirksam durchgesetzt werden. Die Mehrkosten kommen kaum dem Patienten zugute.“ Er forderte mehr Kostentransparenz und eine Entpolitisierung des Spitalswesens.

Diese und weitere Vorträge des Symposiums werden im Fachjournal Imago Hominis publiziert. Eine Foto-Nachlese, Abstracts der Referenten sowie Pressemitteilungen unter: http://www.imabe.org/index.php?id=1660.

Quelle: Imabe-Newsletter Juni 2012

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