Montag, 10. Juni 2013

Studie: Facebook senkt die Motivation zur positiven Leistung

Selbstwertgefühl kann gesteigert werden – und begünstigt Zaudern im Verhalten

Wie wirkt sich das soziale Kommunikationsnetzwerk Facebook auf seine Benutzer aus? Welche psychologischen Effekte und Veränderungen erkennbar? Facebook stärke das Selbstwertgefühl, sagen die einen. Empirische Studien haben aber auch mögliche negative Auswirkungen von medialem Überkonsum auf zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstwahrnehmung, seelische Gesundheit und schulische Leistung beschrieben (vgl. IMABE 2011: Deutschland: Ärzte besorgt über exzessiven Medienkonsum Heranwachsender). 

Nun zeigt eine aktuelle in Media Psychology veröffentlichten Studie (2013; 16(2): 199-220 DOI: 10.1080/15213269.2012.762189) einen neuen Zusammenhang: Das Betrachten des eigenen – häufig idealisierten – Facebook-Profils stärkt zwar vorübergehend das eigene Selbstwertgefühl, senkt jedoch die Leistungsbereitschaft: Statt Selbstbestätigung in der Erfahrung der eigenen positiven Leistung zu suchen und darin das Selbstwertgefühl zu festigen, dürfte sich dieses bloß durch Betrachten der eigenen Informationen über sich selbst (Profil, Fotos) einstellen – und ist dementsprechend kurzlebig. 

Die Folge beschreibt Studienleiterin Catalina Toma, von der Universitiy of Madison: „Facebook fördert das Aufschieben des Erledigens der eigenen Aufgaben – und begünstigt Zaudern im Verhalten“, sagt die Medienpsychologin. 

In der Studie wurden 159 Studenten einer US-amerikanischen Universität (Durchschnittsalter: 20 Jahre) aufgefordert, ihr eigenes Facebook-Profil und das einer fremden Person 5 Minuten zu begutachten. Die Auswertung nach dem Verfahren des sog. „Implicite Association“-Tests zeigte einen deutlichen Schub an Selbstwertgefühl nach Betrachten des eigenen Facebook-Profils. Doch der Anstieg des Selbstwerts nach der ersten Aufgabe ging in der zweiten, kognitiven Aufgabe nach hinten los: Den Benutzern fehlte die Motivation, gute Leistungen im nachfolgenden Kopfrechentest mittleren Schweregrads zu erbringen und taten sich dabei signifikant schwerer als die Kontrollgruppe. 

Die Psychologen vermuten, dass nach einiger Zeit Menschen in der Regel aufgrund von Facebook ein so gutes Bild von sich selbst hatten, dass ihnen (unbewusst) die Motivation fehlt, ihren Selbstwert auch noch durch Anstrengung zu erhöhen. Die Studie zeige, wie Social-Network-Seiten (SNS) ihre User affektiv und später auch in den kognitiven Prozessen subtil beeinflussen, sagt Toma. Im März 2013 hatte Facebook weltweit über 1,11 Milliarden aktive Nutzer.

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