Studie: Facebook senkt die Motivation zur positiven Leistung
Selbstwertgefühl kann gesteigert werden – und begünstigt Zaudern im Verhalten
Wie wirkt sich das soziale Kommunikationsnetzwerk
Facebook auf seine Benutzer aus? Welche psychologischen Effekte und
Veränderungen erkennbar? Facebook stärke das Selbstwertgefühl, sagen
die einen. Empirische Studien haben aber auch mögliche negative
Auswirkungen von medialem Überkonsum auf zwischenmenschliche
Beziehungen, Selbstwahrnehmung, seelische Gesundheit und schulische
Leistung beschrieben (vgl. IMABE 2011: Deutschland: Ärzte besorgt über exzessiven Medienkonsum Heranwachsender).
Nun zeigt eine aktuelle in Media Psychology veröffentlichten Studie (2013; 16(2): 199-220 DOI: 10.1080/15213269.2012.762189)
einen neuen Zusammenhang: Das Betrachten des eigenen – häufig
idealisierten – Facebook-Profils stärkt zwar vorübergehend das eigene
Selbstwertgefühl, senkt jedoch die Leistungsbereitschaft: Statt
Selbstbestätigung in der Erfahrung der eigenen positiven Leistung zu
suchen und darin das Selbstwertgefühl zu festigen, dürfte sich dieses
bloß durch Betrachten der eigenen Informationen über sich selbst
(Profil, Fotos) einstellen – und ist dementsprechend kurzlebig.
Die Folge beschreibt Studienleiterin Catalina Toma, von der Universitiy of Madison:
„Facebook fördert das Aufschieben des Erledigens der eigenen Aufgaben –
und begünstigt Zaudern im Verhalten“, sagt die Medienpsychologin.
In der Studie wurden 159 Studenten einer
US-amerikanischen Universität (Durchschnittsalter: 20 Jahre)
aufgefordert, ihr eigenes Facebook-Profil und das einer fremden Person 5
Minuten zu begutachten. Die Auswertung nach dem Verfahren des sog.
„Implicite Association“-Tests zeigte einen deutlichen Schub an
Selbstwertgefühl nach Betrachten des eigenen Facebook-Profils. Doch der
Anstieg des Selbstwerts nach der ersten Aufgabe ging in der zweiten,
kognitiven Aufgabe nach hinten los: Den Benutzern fehlte die
Motivation, gute Leistungen im nachfolgenden Kopfrechentest mittleren
Schweregrads zu erbringen und taten sich dabei signifikant schwerer als
die Kontrollgruppe.
Die Psychologen vermuten, dass nach einiger Zeit
Menschen in der Regel aufgrund von Facebook ein so gutes Bild von sich
selbst hatten, dass ihnen (unbewusst) die Motivation fehlt, ihren
Selbstwert auch noch durch Anstrengung zu erhöhen. Die Studie zeige,
wie Social-Network-Seiten (SNS) ihre User affektiv und später auch in
den kognitiven Prozessen subtil beeinflussen, sagt Toma. Im März 2013
hatte Facebook weltweit über 1,11 Milliarden aktive Nutzer.
Quelle: IMABE-Newsletter Juni 2013
Foto: www.facebook.com
Labels: Facebook, Psychologie, Selbstwert, Verhalten
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