IMAGO HOMINIS-Vorschau: Ethik in der Pflege (Band 1)
Das spezifische pflegerische Handeln hat in der zweiten Hälfte des 20. Jh. eine Komplexität erreicht, die für Praxis, Lehre und Forschung eine wissenschaftliche Systematisierung erforderlich gemacht hat. Man muss nur an die Vielfalt und Verschiedenheit der Pflegesituationen denken: Kranken- und Altenpflege, Krankenhauspflege, Pflege in Sonder- und Intensivstationen, Behindertenpflege, häusliche und institutionelle Pflege, Pflege von Dementen, von Komapatienten, von Frühgeborenen usw. Auf die Entwicklung der Pflegewissenschaften folgte notgedrungen eine ethische Reflexion über die moralischen Dimensionen dieses komplexen systematisierten Handelns. So entstand die Pflegeethik als eine angewandte Ethik, der sich die aktuelle und die kommende Ausgabe von Imago Hominis schwerpunktmäßig widmen.
In Band 1 setzt sich die Pflegeethikerin Doris Pfabigan (Universität Wien) mit zwei wichtigen Prinzipien der Pflegeethik, Würde und Autonomie, im Kontext der geriatrischen Langzeitpflege auseinander. Diese zwei Prinzipien werden theoretisch und praktisch im Hinblick auf die Anwendung auf die Langzeitpflege aufgearbeitet. Hanna Mayer und Sylvia Ferch (Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien) präsentieren die Ergebnisse einer qualitativen Studie darüber, wie an Brustkrebs erkrankte Frauen das Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung erleben: So zählen für sie persönliche Wertschätzung und empathische Anteilnahme als wesentliche Merkmale im Fürsorgeerleben zu den Grundvoraussetzungen, um gemäß ihren Vorstellungen von Selbstbestimmung agieren zu können.
Der Soziologe Josef Hörl (Universität Wien) behandelt das Problem der Gewalt gegen alte Menschen in der Pflege. Empirische Studien zeigen ein eher düsteres Bild, in dem Gewalt in der häuslichen Pflege wie in Pflegezentren keine Ausnahme ist. Motivation, Ursachen, Folgen und Nebenfolgen werden dargelegt. Martina Hiemetzberger (Sozialmedizinisches Zentrum Ost, Donauspital, Wien) befasst sich unter dem Titel „Der Tod und seine zwei Gesichter“ mit dem Spezialfall der Pflege von Hirntoten bis zur Entnahme von Organspenden, die für Pfleger eine besonders belastende Situation darstellt.
Eine Vorschau der Imago-Hominis-Ausgabe 1/2012 mit dem Schwerpunkt „Ethik in der Pflege I“ findet sich auf http://www.imabe.org/index.php?id=1522, das Einzelheft kann um 10 Euro bezogen werden.
Quelle: IMABE-Newsletter Februar 2012
Labels: Ethik, Imago Hominis, Pflege
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