Studie: Körperliche Bewegung macht Kinder auch psychisch fit
Positives Selbstbild und soziale Interaktion durch Sport sind protektive Faktoren
Bewegung tut Leib und Seele gut. Doch was genau
steckt hinter dieser Alltagserfahrung? Wie hängen körperliche Aktivität
und psychische Gesundheit zusammen? Dieser Frage gingen Karin
Monshouwer vom Trimbos Institute in Utrecht gemeinsam mit Soziologen und Public Health-Experten der VU Medical Center und der VU University of Amsterdam nach.
Die Forscher werteten im Rahmen einer Langzeitstudie
Daten von mehr als 7.000 niederländischen Schülern im Alter zwischen
11 und 16 Jahren aus. Dabei wurden nicht nur gesundheitliche Fakten wie
Körpergewicht, sportliche Aktivität und mentale Verfassung erfasst,
sondern auch soziale – etwa der sozioökonomische Status, Freundeskreis,
Familiensituation und das Selbstbild der Probanden.
Das Ergebnis der im Fachjournal Clinical Psychological Science publizierten Studie (DOI: 10.1177/2167702612450485):
Jugendliche, die kaum Bewegung machten oder ihren Körper entweder als
„zu dick“ oder „zu dünn“ wahrgenommen hatten, zeigten ein höheres
Risiko für sowohl internalisierende Probleme (z. B. Depression, Angst)
als auch externalisierende Konflikte (z. B. Aggression, suchtabhängiges
Verhalten). Jugendliche, die regelmäßig im organisierten Sport
teilnahmen, hatten dagegen ein niedrigeres Risiko für psychische
Probleme.
Monshouwer sieht durch die Daten zwei Hypothesen
bestätigt: Bewegung führt demnach über den Umweg der körperlichen
Fitness zu positiven Reaktionen durch Gleichaltrige, was wiederum das
Selbstbild stärkt. Und Sport ist, wo er im Team wie in Schulen oder
Vereinen betrieben wird, auch eine soziale Übung. Auch das festige die
psychische Gesundheit.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass bestimmte
psychosoziale Faktoren – Körperbild und soziale Interaktion – dazu
beitragen können, zumindest einen Teil der Verbindung zwischen
körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit zu erklären. Andere
Faktoren wie die physiologischen Auswirkungen im Gehirn, die durch
Bewegung „in Gang“ kommen (vgl. die kürzlich publizierte Studie in Neuroscience (2012: 215. 59–68), spielten ebenfalls eine Rolle.
„Diese Erkenntnisse sind für die Politik wichtig.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass körperliche Aktivität ein wirksames
Instrument für die Prävention von psychischen Problemen in der
Adoleszenz sein kann“, sagt Monshouwer. Die Soziologin und ihre
Kollegen hoffen auf weitere Studien, um die Zusammenhänge zwischen
körperlicher Aktivität und geistiger Gesundheit besser zu verstehen.
Quelle: IMABE-Newsletter Oktober 2012
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