AIDS: „Westliche“ Dosierung von Medikamenten lässt sich nicht auf Afrika übertragen
Deutsche Uniklinik entwickelt Methode zur Kontrolle des Medikamentenspiegels
Die Zahl neuer HIV-Infektionen ist in den vergangenen acht Jahren um 17 Prozent zurückgegangen. Die Todesrate hat sich weltweit verringert. Dennoch leben laut Welt-AIDS-Bericht der Vereinten Nationen derzeit 33,4 Millionen HIV-Positive mit dem AIDS-Erreger im Blut. Südafrika weist dabei eine traurige Bilanz auf: Mit 5,7 Millionen HIV-Infizierten und rund 1.000 AIDS-Toten pro Tag erleidet das Land die weltweit schlimmste AIDS-Epidemie. Laut Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi erhalten zurzeit nur 700.000 Menschen Medikamente.
Doch selbst bei jenen, die Medikamente erhalten, ist nicht immer die optimale Therapie gesichert, so Hartwig Klinker, Infektiologe vom Universitätsklinikum Würzburg: „Langfristig hat die Therapie nur Erfolg, wenn die Medikamente im Organismus kontinuierlich in ausreichender Konzentration vorhanden sind.“ (Pressemitteilung, online 25. 05. 2010). Das aber sei nicht immer gewährleistet. Viele Faktoren, etwa gleichzeitig eingenommene andere Arzneimittel oder die Art der Ernährung, können sich ungünstig auf die Konzentration der Medikamente auswirken. Klinker und sein Team haben deshalb eine Methode entwickelt, den Blutspiegel der Anti-HIV-Medikamente bei den Patienten zu überwachen. Damit lassen sich Medikamentenkombination und Dosis so gut auf jeden Patienten anpassen, dass die Effizienz der Therapie deutlich verbessert werden kann.
Die übliche Dosierung der Anti-HIV-Medikamente lässt sich auch nicht ohne weiteres auf Südafrika übertragen. Der Grund: Das Wissen über die Wirksamkeit und Dosierung der Anti-HIV-Medikamente wurde fast nur in den USA und Europa gewonnen, und zwar überwiegend an erwachsenen Männern. In Afrika sind aber wesentlich mehr Frauen von der Infektion betroffen, und es müssen dort auch viele Kinder und Schwangere behandelt werden. Zudem haben die Patienten andere Begleitkrankheiten. Außerdem verstoffwechselt der Organismus von Afrikanern die Medikamente vermutlich anders, als es bei Europäern und Nordamerikanern der Fall ist.
Die spezielle Analytik und die damit mögliche Anpassung der Dosierung der Anti-HIV-Medikamente soll nun deshalb auch in Südafrika etabliert werden – mit Blick auf deren spezifischen Bedürfnisse. Im Mittelpunkt des Projekts stehen HIV-infizierte Kinder, Schwangere und Menschen mit bestimmter Begleitmedikation.
Quelle: IMABE-Newsletter Juni 2010
Labels: Afrika, AIDS, HIV, Medikamente
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