Studie: Stammzellen überraschend simpel durch Säure herstellbar
Neue Verjüngungskur bahnt noch einfacheren Weg zu pluripotenten Stammzellen
Stress ist gut – jedenfalls für Körperzellen, bei
denen offenbar durch eine Stressreaktion die Umwandlung in den
Zustand von Alleskönner-Zellen eingeleitet werden kann. Dies hat nun
überraschend ein Team von Forschern aus Japan und Boston entdeckt, in Nature publiziert (2014; 505: 641–647, doi:10.1038/nature12968)
und damit einen neuen, noch einfacheren Weg zu den begehrten
pluripotenten Stammzellen gebahnt. Diese haben wie embryonale Zellen
das Potenzial, zu unterschiedlichsten Sorten von Zellen heranzureifen,
etwa als Ersatzmaterial für defektes Gewebe oder kranke Organe. Ihre
Gewinnung ist jedoch ethisch unproblematisch, da keine Herstellung
oder Zerstörung von Embryonen nötig ist.
Studienleiter Charles Vacanti (Harvard Medical School, Boston) und Haruko Obokata (Riken Center for Developmental Biology in Kobe/Japan)
hatten aus diversen Organen neugeborener Mäuse Zellen entnommen und
diese für rund 30 Minuten in einer sehr sauren Lösung (pH-Wert 5,4 –
5,8) gebadet. Nach diesem fast tödlichen Medium durften die Zellen in
einer physiologischen und somit ihnen „angenehmen“ Lösung
weiterwachsen. Ein Fünftel der behandelten Zellen überlebte den
Säureschock. Bei einem Drittel von ihnen setzten dann umgehend große
Veränderungen in der Zelle ein: Innerhalb weniger Tage wandelten sich
die ursprünglich spezialisierten Körperzellen zu pluripotenten
Stammzellen, also weitgehend unspezialisierten Zellen, um. Sämtliche von
Experten geforderten Tests hätten gezeigt, dass der neue Zelltyp –
von Obokata STAP-Zellen (stimulus triggered acquisition of pluripotency) getauft – pluripotent ist.
Nicht nur das japanisch-amerikanische Team zeigte
sich sehr überrascht, dass ein vergleichsweise einfaches Säurebad
ausreicht, um spezialisierte Körperzellen in quasiembryonale Zellen
umzuwandeln. Vacanti vermutet, dass eine solch drastische Umwandlung
vielleicht eine natürliche Reaktion von Zellen auf einen fast
tödlichen Schock sein könnte. Daher will er nun weitere
Schockbehandlungen austesten, berichtet die Neue Zürcher Zeitung (online, 29. 1. 2014).
Bisher gelang eine derartige Reprogrammierung nur mit vergleichsweise
einschneidenden Eingriffen. Zur Herstellung sogenannter iPS-Zellen
musste das interne Kommunikationsnetzwerk einer spezialisierten Zelle
deutlich verändert werden. Ob die offenbar wesentlich einfacher
herstellbaren pluripotenten Stammzellen auch im Rahmen klinischer
Therapien einsetzbar sind, muss sich erst noch zeigen.
In den USA zeigt sich bereits eine klare Wende in
der Finanzierung der Stammzellforschung – weg von der ethisch nicht
akzeptablen Methode der Zerstörung von Embryonen hin zu alternativen
und wissenschaftlich aussichtsreicheren Verfahren (vgl. Forschung: USA lenken ein und fördern „ethisch saubere“ Stammzellforschung).
Quelle: Imabe-Newsletter Februar 2014
Foto: Screenshot Neue Zürcher Zeitung
Labels: IPS-Stammzellen, Stammzellen, STAP-Zellen, Studie
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