Public Health: WHO fordert mehr Einsatz in der Suizidprävention
Jeder Suizid ist eine Tragödie, die Familien, Gemeinden und ganze Länder betrifft
Jährlich begehen weltweit 800.000 Menschen
Selbstmord, das entspricht 1,4 Prozent aller Todesfälle. Dies geht aus
dem aktuellen WHO-Report Preventing Suicide – a global Imperative 2014
hervor. Die höchsten Suizidraten – für fast alle Regionen der Welt –
sind bei Männern und Frauen über 70 Jahren. In der Altersgruppe der 15-
bis 29-Jährigen ist Selbstmord inzwischen die zweithäufigste
Todesursache überhaupt. In den wohlhabenden Ländern (25 Prozent der
Suizide weltweit) gehen gar 1,7 Prozent aller Todesfälle auf
Selbsttötungen zurück.
In Österreich nahmen sich nach den Zahlen der WHO im
Jahr 2012 insgesamt 1.319 Menschen das Leben. Der weltweite
Durchschnitt liegt bei 11,4 Selbstmorden pro 100.000 Einwohner. Mit
11,5 liegt Österreich knapp darüber, gleichauf mit Äthiopien.
Deutschland liegt mit 9,2 unter dem Durchschnitt, USA mit 19,4
erschreckend hoch. Laut der Studie ist ein bereits gescheiterter
Suizidversuch der größte Risikofaktor für einen weiteren Versuch.
Ursachen für den Wunsch, eigenhändig und verfrüht
aus dem Leben zu scheiden, seien häufig schwere mentale Probleme wie
Depressionen, erläutert WHO-Generaldirektorin Margaret Chan anlässlich
der Präsentation des Reports zum Welttag der Suizidprävention.
Oft führe übermäßiger Alkoholkonsum zu den psychischen Problemen oder
gehe mit ihnen einher. Der Untersuchung zufolge spielt in etwa 25 bis
50 Prozent aller Suizide Alkoholismus oder Drogenmissbrauch eine Rolle.
Weitere individuelle Risikofaktoren sind dem WHO-Report zufolge Job-
und Finanzprobleme. Aber auch ein allgemeines Gefühl der
Hoffnungslosigkeit, das Vorhandsein chronischer Schmerzen oder
Krankheiten können den Anstoß zu der Entscheidung geben, sich das Leben
zu nehmen.
Die WHO stellt ein Bündel von Präventionsmaßnahmen
vor: So müsse der Zugang zu Waffen, Giften und gefährlichen
Medikamenten eingeschränkt werden. Weiters sollten die Medien in einer
„verantwortlichen“ Weise berichten, um Nachahmung zu vermeiden.
Außerdem müssten Menschen mit mentalen Problemen, chronischen Schmerzen
und in akuten emotionalen Stresslagen eine bessere Betreuung erfahren.
In der WHO-Statistik ist die Anzahl der Fälle von
assistiertem Suizid nicht eigens ausgewiesen. Eine Pilotstudie im Raum
Zürich, die kürzlich im Journal of Medical Ethics veröffentlicht wurde (doi:10.1136/medethics-2014-102091, Published Online First: 20. August 2014)
zeigte, dass sich innerhalb von fünf Jahren die Zahl der Ausländer,
die zwecks Suizidunterstützung in die Schweiz gingen, verdoppelt hat.
Im Schnitt waren die „Selbstmordtouristen“, wie die Autoren sie
bezeichnen, 69 Jahre alt, knapp 60 Prozent waren Frauen. Fast alle
töteten sich mit Hilfe eines Schlafmittels. Die Zahl Lebensmüder ohne
lebensbedrohliche Erkrankung ist ebenfalls angestiegen.
„Jeder Suizid ist eine Tragödie, die Familien,
Gemeinden und ganze Länder betrifft“, betonte Chan. Die Hinterbliebenen
– Familienangehörige und Freunde – hätten sehr oft mit Traumata und
psychischen Problemen zu kämpfen. Zu lange sei der Suizid ein Tabu
gewesen, die Staaten sollten dieses „große Problem der öffentlichen
Gesundheit angehen“. Bislang würden nur 28 Staaten – darunter
Österreich – nationale Programme zur Suizidprävention durchführen.
Labels: Public Health, Selbstmord, Suizid, WHO
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