Montag, 15. September 2014

Public Health: WHO fordert mehr Einsatz in der Suizidprävention


WHO

Jeder Suizid ist eine Tragödie, die Familien, Gemeinden und ganze Länder betrifft

Jährlich begehen weltweit 800.000 Menschen Selbstmord, das entspricht 1,4 Prozent aller Todesfälle. Dies geht aus dem aktuellen WHO-Report Preventing Suicide – a global Imperative 2014 hervor. Die höchsten Suizidraten – für fast alle Regionen der Welt – sind bei Männern und Frauen über 70 Jahren. In der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ist Selbstmord inzwischen die zweithäufigste Todesursache überhaupt. In den wohlhabenden Ländern (25 Prozent der Suizide weltweit) gehen gar 1,7 Prozent aller Todesfälle auf Selbsttötungen zurück.
 
In Österreich nahmen sich nach den Zahlen der WHO im Jahr 2012 insgesamt 1.319 Menschen das Leben. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 11,4 Selbstmorden pro 100.000 Einwohner. Mit 11,5 liegt Österreich knapp darüber, gleichauf mit Äthiopien. Deutschland liegt mit 9,2 unter dem Durchschnitt, USA mit 19,4 erschreckend hoch. Laut der Studie ist ein bereits gescheiterter Suizidversuch der größte Risikofaktor für einen weiteren Versuch. 

Ursachen für den Wunsch, eigenhändig und verfrüht aus dem Leben zu scheiden, seien häufig schwere mentale Probleme wie Depressionen, erläutert WHO-Generaldirektorin Margaret Chan anlässlich der Präsentation des Reports zum Welttag der Suizidprävention. Oft führe übermäßiger Alkoholkonsum zu den psychischen Problemen oder gehe mit ihnen einher. Der Untersuchung zufolge spielt in etwa 25 bis 50 Prozent aller Suizide Alkoholismus oder Drogenmissbrauch eine Rolle. Weitere individuelle Risikofaktoren sind dem WHO-Report zufolge Job- und Finanzprobleme. Aber auch ein allgemeines Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das Vorhandsein chronischer Schmerzen oder Krankheiten können den Anstoß zu der Entscheidung geben, sich das Leben zu nehmen. 

Die WHO stellt ein Bündel von Präventionsmaßnahmen vor: So müsse der Zugang zu Waffen, Giften und gefährlichen Medikamenten eingeschränkt werden. Weiters sollten die Medien in einer „verantwortlichen“ Weise berichten, um Nachahmung zu vermeiden. Außerdem müssten Menschen mit mentalen Problemen, chronischen Schmerzen und in akuten emotionalen Stresslagen eine bessere Betreuung erfahren. 

In der WHO-Statistik ist die Anzahl der Fälle von assistiertem Suizid nicht eigens ausgewiesen. Eine Pilotstudie im Raum Zürich, die kürzlich im Journal of Medical Ethics veröffentlicht wurde (doi:10.1136/medethics-2014-102091, Published Online First: 20. August 2014) zeigte, dass sich innerhalb von fünf Jahren die Zahl der Ausländer, die zwecks Suizidunterstützung in die Schweiz gingen, verdoppelt hat. Im Schnitt waren die „Selbstmordtouristen“, wie die Autoren sie bezeichnen, 69 Jahre alt, knapp 60 Prozent waren Frauen. Fast alle töteten sich mit Hilfe eines Schlafmittels. Die Zahl Lebensmüder ohne lebensbedrohliche Erkrankung ist ebenfalls angestiegen. 

„Jeder Suizid ist eine Tragödie, die Familien, Gemeinden und ganze Länder betrifft“, betonte Chan. Die Hinterbliebenen – Familienangehörige und Freunde – hätten sehr oft mit Traumata und psychischen Problemen zu kämpfen. Zu lange sei der Suizid ein Tabu gewesen, die Staaten sollten dieses „große Problem der öffentlichen Gesundheit angehen“. Bislang würden nur 28 Staaten – darunter Österreich – nationale Programme zur Suizidprävention durchführen.

Quelle: Imabe-Newsletter September 2014

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