Prävention: Nutzen von Mammographie-Screening fraglich
US-Studie spricht von 31 Prozent überdiagnostizierten Frauen in 30 Jahren
Eine jüngst publizierte Auswertung des US-Krebsregisters SEER (Surveillance, Epidemiology and End Results) stellt den tatsächlichen Nutzen der Mammographie erneut infrage. Seit ihrer Einführung ist es laut einer Publikation im New England Journal of Medicine (2012; 367: 1998-2005)
nur zu einem geringen Rückgang der Spätdiagnosen gekommen, die die
Mammographie vermeiden soll. Gleichzeitig verdoppelte sich die Zahl der
Frühdiagnosen. Die Autoren schätzen den Anteil der Überdiagnosen auf 31
Prozent. In den letzten 30 Jahren (1978 – 2008) sei bei 1,3 Millionen
Frauen fälschlicher- bzw. unnötigerweise ein Brustkrebs diagnostiziert
und vermutlich auch behandelt worden.
Der Forscher von der Oregon Health and Science University
in Portland haben die Daten des US-Krebsregisters SEER ausgewertet,
das etwa ein Zehntel der Krebserkrankungen in den USA abdeckt. Die
Publikation zeigt, dass es nach der Einführung der Mammographie ab
Mitte der 1980er Jahre zu einem deutlichen Anstieg bei den
Frühdiagnosen des Mammakarzinoms gekommen ist. Die Inzidenz ist seit
1976 von 112 auf 234 Fälle pro 100.000 Frauen gestiegen. Dies wäre an
sich ein gutes Zeichen, wenn gleichzeitig der Anteil der Spätdiagnosen
des Mammakarzinoms gesunken wäre. Die Inzidenz ging jedoch nur leicht
von 102 auf 94 Fälle pro 100.000 zurück. Damit stehen 122 Überdiagnosen
nur 8 Spätdiagnosen auf 100.000 Frauen gegenüber.
Unter den früh diagnostizierten Tumoren befanden
sich auch solche, die sehr langsam wachsen, nicht unbedingt operiert
und mit Chemo- oder Strahlentherapie behandelt werden müssten. Auch
Tumoren, die sich von selbst zurückentwickeln, gehören in diese
Fallgruppe.
Die Autoren folgern, dass die Routine-Mammographie
bei Frauen über 40 in den USA nur einen marginalen positiven Effekt
hat. Dem stünden rund 31 Prozent aller gescreenten Frauen gegenüber,
die „überdiagnostiziert“ worden waren. Sowohl der Befund als auch die
Behandlung würden – abgesehen von den Kosten für das Gesundheitssystem –
für die betroffenen Frauen eine unnötige körperliche wie auch hohe
psychische Belastung bedeuten.
Quelle: IMABE-Newsletter Dezember 2012
Labels: Mammographie, Prävention, Studie
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