Gerontologie: Umgang mit dementen Klinikpatienten als Herausforderung
Neues Handbuch bietet praktische Hilfe und Information
Menschen mit Demenz gelten als eine der großen
gesundheitsbezogenen und pflegerischen Herausforderungen der Zukunft.
Die WHO prognostiziert insgesamt eine Verdreifachung der derzeit 35,6
Millionen Demenzfälle bis 2050 weltweit. In Deutschland werden laut dem
Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung
(dip) im Jahr 2030 bereits zwei von drei Patienten über 60 Jahre alt
sein. Dementsprechend steigt auch die Zahl der an Demenz erkrankten
Patienten. Dies verändert auch die Patientenklientel an den
Krankenhäusern.
Eine im Juni 2012 veröffentlichte Studie der Universität Witten/Herdecke (vgl. Pressemitteilung, 19. 6. 2012)
zeigte, dass 30 Prozent aller Patienten in Krankenhäusern unter
Hirnleistungsstörungen/Demenz sowie 50 Prozent aller älterer Patienten
in geriatrisch spezialisierten Krankenhausabteilungen unter Demenz bzw.
kognitiven Störungen leiden. Die Krankenhäuser, so das Resümee, seien
auf diese Patientengruppe nicht eingestellt. Es handle sich dabei nicht
bloß um ein pflegerisches Problem, sondern betreffe die gesamte
medizinische Diagnostik, Therapie und Frührehabilitation.
Das dip hat nun gemeinsam mit der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Krankenhäuser
(DiAG) in der Erzdiözese Köln auf diese Not reagiert und eine
Informationsschrift zum Umgang mit demenziell veränderten Patienten im
Krankenhaus unter dem Titel Demenz im Krankenhaus
(2012) vorgestellt. Sie soll laut Michael Isfort vom dip,
wissenschaftlicher Leiter des Projektes, „Kliniken anregen, sich
intensiv und konkret mit der Betreuung und Begleitung betroffener
Patienten auseinanderzusetzen“. Zuvor hatte eine bundesweite Befragung
von mehr als 130 Chefärzten und 140 leitenden Pflegekräften ergeben,
dass jede Klinikstation durchschnittlich zwei Patienten mit einer
Nebendiagnose Demenz betreut und die Bedeutung des Themas entsprechend
hoch eingestuft wird (Pressemitteilung, online, 6. 2. 2013).
Laut Befragung stellt vor allem der Mobilitätsdrang der Demenzkranken
das Klinikpersonal vor große Probleme. Ärzte und Pflegende beschrieben
übereinstimmend, dass eine notwendige Bettruhe von den betroffenen
Menschen oft nicht eingehalten wird oder werden kann.
Neben einer notwendigen Sensibilisierung zum Thema
soll laut Praxisbuch die Einbindung der Angehörigen und das Ehrenamt
weiter ausgebaut, die bestehende Netzwerkarbeit intensiviert und
Demenzbeauftragte benannt werden. Ferner gelte es, den Umgang mit
Psychopharmaka kritisch zu hinterfragen und zu standardisieren.
Quelle: IMABE-Newsletter Februar 2013
Foto: © Gerd Altmann / PIXELIO
Labels: Demenz, Gerontologie, Klinik, Patienten
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