Forschung: Japan genehmigt erste klinische Studie mit IPS-Stammzellen
Netzhautzellen aus pluripotenten Stammzellen sollen altersbedingten Sehverlust ausgleichen
Japan hat grünes Licht für die weltweit ersten
Klinikversuche mit Netzhautzellen gegeben, die aus induzierten
pluripotenten Stammzellen (IPS) gewonnen wurden. Das neue Verfahren
soll an Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) getestet
werden, berichtet der Standard (online, 27. 6. 2013).
Ein Regierungsausschuss billigte entsprechende Testreihen des
naturwissenschaftlichen Forschungsinstituts Riken. Allein in Japan sind
von diesem bisher behandelbaren, aber unheilbaren Rückgang der
Sehschärfe durch absterbendes Netzhautgewebe rund 700.000 – vor allem
ältere – Menschen betroffen.
Die Entwicklung von IPS-Zellen geht auf den Japaner
Shinya Yamanaka zurück, der für deren Erzeugung, die ohne Klonen und
Zerstörung von Embryonen auskommt, im Dezember 2012 den Nobelpreis
erhielt (IMABE November 2012: Stammzellen: Nobelpreis zeigt, dass ethisch sauberes Forschen erfolgreich ist).
Körperzellen lassen sich dank Yamanakas Methode so
zurückprogrammieren, dass sie quasi-embryonale Fähigkeiten besitzen und
sich prinzipiell in jedes Gewebe entwickeln können. In der
Stammzellforschung erreichten Behandlungen mit adulten Stammzellen
bereits große Erfolge. In anderen Bereichen befindet man sich noch in
der Grundlagenforschung.
Die erste mit embryonalen Stammzellen begonnene
klinische Studie wurde von der Firma Geron wegen mangelnder Aussicht
auf Erfolg im November 2011 zurückgezogen (vgl. IMABE November 2011: USA: Erste klinische Versuche mit embryonalen Stammzellen abgebrochen). Eine zweite klinische Studie der amerikanischen Firma ACT in Patienten mit Makuladegeration ist derzeit im Gange.
Für den ersten klinischen Versuch mit IPS-Zellen will nun das japanische Forschungsinstitut sechs AMD-Patienten im Alter von mindestens 50 Jahren gewinnen und Zellproben ihrer Haut entnehmen. Diese sollen dann zu IPS-Zellen umprogrammiert werden, die die Forscher zu Netzhautzellen entwickeln und sie nach zehnmonatiger Züchtung ins Auge der Patienten transplantieren möchten. Laut jüngster Studien gibt es keine Anzeichen immunologischer Abstoßung, da diese Zellen von IPS-Zellen aus dem körpereigenen Gewebe der Patienten hergestellt werden (vgl. The Scientist, online, 25. 1. 2013) .
Das Institut will die behandelten Probanden vier
Jahre lang beobachten, um festzustellen, inwiefern die Implantate
helfen, ob der Körper sie annimmt und ob Krebsgefahr besteht. „Das sind
respekteinflößende Aussichten, aber sie machen Freude“, sagte
Riken-Sprecherin Masayo Takahashi der Tageszeitung Mainichi.
Zumindest in den ersten klinischen Versuchen werde aber nur mit
geringfügigen Verbesserungen der Sehkraft gerechnet. „Wir wollen nicht,
dass sich Menschen übertriebene Hoffnungen machen“, dämpfte Takahashi
die Erwartungen. Riken gibt sich realistisch: Flächendeckende
Behandlungserfolge kämen frühestens in einigen Jahren in Frage.
Quelle: IMABE-Newsletter Juli 2013
Labels: IPS-Stammzellen, Japan, Netzhautzellen, Studie
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