Public Health: Billiges Rauchen hat teure Folgen
Ärztekammer fordert umfassendes Rauchverbot in Österreich
Anlässlich des Weltnichtrauchertags der WHO am 1. Juni forderte der Präsident der Österreichischen Ärztekammer,
Artur Wechselberger, einen umfassenden Nichtraucherschutz, bessere
Prävention und ein flächendeckendes Rauchverbot, insbesondere in der
Gastronomie. „Die jetzige Lösung ist unbefriedigend", betonte
Wechselberger (Presseaussendung, 30. 5. 2013).
Getrennte Bereiche für Raucher und Nichtraucher in der Gastronomie
seien kein ausreichender Schutz, im Gegenteil: „Wir wissen dank
umfangreicher Tests der Medizinischen Universität Wien, dass die
Feinstaubbelastung in abgetrennten Nichtraucherbereichen fast halb so
hoch ist wie in den Raucherbereichen. Von Gesundheitsschutz kann man
daher nicht sprechen“, erklärte Wechselberger, selbst Arbeitsmediziner.
Die einzig gangbare Lösung sei folglich ein striktes Rauchverbot im
öffentlichen Raum, im Speziellen in der Gastronomie, wie es in anderen
europäischen Ländern längst umgesetzt sei (vgl. IMABE 2011, Großbritannien: Immer mehr Raucher unterstützen „rauchfreies Gesetz“).
Das Lungenkarzinom ist von allen Krebsarten die
tödlichste. Europaweit sterben jedes Jahr mehr Menschen daran als an
Darm-, Brust- und Prostatakrebs zusammen. In Österreich verstarben im
Jahr 2010 laut Statistik Austria mehr als 3.600 Personen an Lungenkrebs. Laut Georg Christian Funk, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), werden neun von zehn Lungenkrebstoten durch Tabakrauchen verursacht, berichtet der Standard (online, 28.5.2013).
„Rauchen erhöht das Lungenkrebsrisiko um das 10- bis 30-Fache. Ein
wichtiger Faktor ist dabei die Anzahl der täglich gerauchten
Zigaretten“, betonte Funk. Dass auch Passivrauchen die Entstehung von
Lungenkrebs erhöht, wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen. Das
Erkrankungsrisiko steht dabei in Relation zur „Lebensdosis“ an
Zigaretten. Experten schätzen, dass in Österreich jährlich 1.000
Menschen an den Folgen des Passivrauchens sterben (vgl. IMABE 2010: Studie: Jährlich 600 000 Tote durch Passivrauchen; IMABE 2009: Studie: Drastischer Schutz von Nichtrauchern senkt Herzinfarktrate).
Zentraler Kritikpunkt für Sophie Meingassner von der Beratungsstelle Rauchertelefon:
Die Zigaretten seien in Österreich viel zu billig. Gerade bei
Jugendlichen sei der Kostenfaktor das wichtigste Argument, um das
Rauchen bleiben zu lassen (vgl. orf.at, online, 2. 6. 2013).
Laut Meingassner wäre ein Preissprung von zwei Euro oder mehr nötig,
um Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Das wäre umso wichtiger, als der
Einstieg ins Rauchen vor allem im Kindes- und Jugendalter erfolge.
Auch US-Ärzte der Mayo Clinic fordern zur
Verhaltensänderung eine Steuererhöhung auf Tabak, alkoholische
Getränke, aber auch auf zuckerhaltige Getränke und fetthaltige
Nahrungsmittel. Allein durch eine Erhöhung der Tabaksteuer um 50 Cent
pro Packung könnten, so die Autoren im Journal Mayo Clinic Proceedings (2013; 88(6): 536-539, Pressemitteilung online, 3. 6. 2013),
in den nächsten 10 Jahren fast 80 Milliarden US-Dollar eingenommen
werden. Sie sollten für Public-Health-Maßnahmen, und Forschung
eingesetzt werden.
Quelle: IMABE-Newsletter Juni 2013
Foto: © Rike / pixelio.de
Labels: Ärztekammer, Österreich, Public Health, Rauchen, Rauchverbot
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