Public Health: Bis 2050 dürfte sich die Zahl der Demenzkranken verdreifachen
Zwei empirische Lancet-Studien zeigen jedoch deutlich geringeres Wachstum
Aufgrund der steigenden Lebenserwartung steigt die
Zahl der Menschen, die im Alter an einer Demenz erkranken. Die
Dachorganisation Alzheimer's Disease International schätzt, dass
sich die Zahl der Demenzkranken weltweit von heute 35 auf 115 Millionen
verdreifachen wird. Die Zahl aller pflegebedürftigen Senioren werde sich
von 101 auf 277 Millionen erhöhen, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 20. 9. 2013). Die 1984 gegründete Alzheimer's Disease International mit
Sitz in London repräsentiert 74 nationale Verbände. Anlässlich des
Welt-Alzheimer-Tages hat die Organisation unter Leitung des britischen
Psychiaters Martin Prince, King's College London, den 92-seitigen World Alzheimer Report 2013 erarbeiten lassen, gesponsert von BUPA, einem weltweit führenden Anbieter von Pflegeprodukten für Demenzkranke.
Schwerpunkt des Reports ist die Pflegebedürftigkeit,
deren Kosten die Autoren bereits heute auf insgesamt 600 Milliarden
US-Dollar schätzen, oder 1 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts.
Auch hier hatte ein früherer Welt-Alzheimer-Report bis 2030 eine
Verdopplung vorhergesagt. Die Kosten würden auch deshalb steigen, weil
immer weniger Menschen zuhause von ihren Angehörigen versorgt werden,
die Pflegekosten mit dem Umzug in ein Heim jedoch bekanntlich stark
ansteigen würden.
Die Vorhersagen von Alzheimer's Disease International werden aber nicht von allen Experten geteilt. Das Dänische Institut für Altersforschung in Odense kam jüngst in einer im Lancet publizierten Studie (2013, doi:10.1016/S0140-6736(13)60777-1)
zu dem Ergebnis, dass der Anteil der Senioren, die im Alter von über
90 Jahren eine Demenz entwickeln, in den letzten Jahren gesunken sei.
Und in einer ebenfalls kürzlich im Lancet veröffentlichten Studie des Cambridge Institute of Public Health (2013; doi: org/10.1016/S0140-6736(13)61570-6)
kam heraus, dass die Gesamtzahl der Demenzkranken seit Mitte der 1990er
Jahre konstant geblieben ist, trotz eines Anstiegs der Lebenserwartung
(vgl. Deutsches Ärzteblatt, online, 17. 7 2013). Der Unterschied könnte daran liegen, dass der Report von Alzheimer's Disease International
die Demenz als unvermeidbares Schicksal betrachtet und deshalb die
derzeitige Altersprävalenz mit der demographischen Entwicklung
hochrechnet. Die Ergebnisse der beiden empirischen Studien deuten
dagegen darauf hin, dass die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn
verursachten Risikofaktoren für Demenz (vaskuläre Demenz) möglicherweise
besser in den Griff bekommen werden können.
Quelle: IMABE-Newsletter Oktober 2013
Foto: Martin Berk / pixelio.deLabels: Demenz, Prognose, Public Health, Studien
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