Studie: Belastende Nebenwirkungen und fehlende Kommunikation mindern Therapietreue
Ärztliche Schuldzuweisungen gegenüber dem Patienten führen nicht zum Ziel
Der Arzt verschreibt Medikamente, doch der Patient
folgt nicht. Wie kommt es zur „Therapieuntreue“, genannt Noncompliance,
die Misserfolge in der Behandlung und unnötige Kosten verursachen? Haben
wenig folgsame Patienten etwa kein Interesse, ihre Beschwerden zu
verringern? Stimmt nicht, sagt nun eine im Forum Qualitative Sozialforschung (2013; 14(3): Art. 7)
veröffentlichte Studie. Die Gründe dafür, dass chronisch Kranke ihre
Medikation nicht regelmäßig nehmen, können gar nicht bloß über
Folgsamkeit – Compliance – definiert werden. Denn der Wunsch nach
Linderung der Beschwerden und das Vertrauen in die Medizin seien da.
Chronisch erkrankten Menschen mache vielmehr der häufige
krankheitsbedingte Wechsel der Medikamente zu schaffen, das
Verurteiltsein zu dauerhafter Medikation samt teils deutlicher
Nebenwirkungen sowie zusätzlich die häufig unzureichende Kommunikation
ihrer Ärzte, lautet das Ergebnis der Untersuchung der deutschen Public
Health-Forscher (vgl. Forum Gesundheitspolitik, online, 11. 8. 2013).
Sie führten leitfadengestützte Interviews mit Menschen durch, die
langjährig an einer behandlungsbedürftigen rheumatoiden Arthritis
litten.
Das Wissenschaftlerteam der Universitäten Bremen, Hannover und Kiel
plädiert dafür, die Unterstützung für chronisch Kranke bei der
Bewältigung ihrer lang andauernden Krankheitskarrieren zu verbessern
statt ihnen de facto immer wieder mit Vorwürfen zu begegnen, nicht
„folgsam“ zu sein. Was in einem modernen, d. h. nicht
schuldzuweiserischen Compliance-Dialog zwischen Arzt und Patient zu
beachten und zu erreichen ist, wird in der 26 Seiten umfassenden Studie
durch ausführliche Zitate aus den Interviews anschaulich verdeutlicht.
Dass die Arzt-Patient-Kommunikation ein
entscheidender Faktor für die Therapietreue ist, wurde bereits in
anderen Studien gezeigt (vgl. IMABE, Oktober 2012: Arzt-Patient-Verhältnis: Kommunikation beeinflusst Lebensqualität und Therapieerfolg).
Information, Empathie und das Eingehen auf die Bedürfnisse des
Patienten zählen zu den zentralen Faktoren, um das Vertrauen des Kranken
zu gewinnen und ihn für die Therapie zu motivieren.
Quelle: IMABE-Newsletter September 2013
Foto: Jörg Kleinschmidt / pixelio.deLabels: Kommunikation, Nebenwirkungen, Studie, Therapie, Therapieerfolg
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite