Dienstag, 8. Oktober 2013

Mental Health: Burnout-Boom ist ein Zeichen für Sinnverlust

IMABE-Tagung am 8. November in Wien beleuchtet medizinisch-ethische Fragen von seelischer Gesundheit und Berufswelt

Laut WHO steigen psychische Erkrankungen dramatisch an, insgesamt rechnet man mit weltweit 400 Millionen betroffenen Menschen. Am 10. Oktober wird alljährlich der Welttag der psychischen Gesundheit begangen. In einem aktuellen Artikel im Fachjournal Der Schmerz  (2013 Sep;27(5):521-533 DOI 10.1007/s00482-013-1312-3) plädiert der Schweizer Psychiater und Psychotherapeut Toni Brühlmann angesichts des inflationären Gebrauchs des Begriffs Burnout für eine Präzisierung: Burnout sei „keine Krankheit“, sondern ein „Risikozustand“. Es handle sich um eine Störung in der Stressverarbeitung, aber auch um eine Lebenssinnkrise. Auf beide Phänomene müsse man gezielt eingehen, so der Psychiater.

Burnout bezeichnet Brühlmann als eine ernst zu nehmende Fehlentwicklung in der persönlichen Lebensführung, die dann in psychische und körperliche Krankheiten münden kann – aber nicht muss. Wo ungesunder Distress entsteht, sollte man deshalb rechtzeitig mit einer therapeutisch geleiteten Verbesserung des Stressmanagements beginnen. Ebenso wichtig sei es aber zu sehen, dass Burnout eine Lebenssinnkrise ist, die ihre Ursache in der „Einengung auf Leistung und Erfolg" hat, in der „Eindimensionalität der Lebensführung“. „Es ist wichtig, diesen Aspekt in der Psychotherapie gezielt aufzugreifen und auf eine Selbst- und Lebenserweiterung hinzuarbeiten“, betont Brühlmann. „Sinnverlust ruft auch vermehrt nach spirituellen oder religiösen Verwurzelungen. Durch Egotranszendierung wird eine einseitige Selbstbezogenheit – die heute verbreitete und überbetonte narzisstische Position – überwunden; man sieht sich wieder als Teil eines umgreifenden Ganzen, einer Gemeinschaft, der Natur oder der Transzendenz. Als wichtigen Ansatz für eine Burnout-Prophylaxe nennt Brühlmann deshalb die „innere Umgestaltung“ in der persönlichen Werteskala: Die Sinnfrage müsste aktiv aufgegriffen und dem Patienten Möglichkeiten gezeigt werden, wo er aus der Opferrolle heraustreten kann und für sich selbst - seine Werte, Ziele und Lebensführung - neu Verantwortung übernimmt. 

IMABE-Symposium: „Mental Health und Arbeitswelt: Arbeit zwischen Stress und Lebenssinn“
Termin: Freitag, 8. November 2013, 9.00 bis 13.00 Uhr in Wien
Veranstalter: IMABE, in Kooperation mit PV, AUVA, ÖÄK, Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger
Tagungsort: Pensionsversicherungsanstalt, Friedrich-Hillegeist-Straße 1, 1021 Wien, 9. Stock 

Themenschwerpunkte der interdisziplinären Tagung: „Monokultur der Effizienz. Welche Stressfaktoren in der Arbeitswelt sind Auslöser psychischer Krankheiten?“ – „Arbeit und Lebenssinn. Eine Phänomenologie der Arbeit im Zeitalter seelischer Erkrankungen“ – „Zahlen, Daten und Fakten zur Lage der psychischen Gesundheit österreichischer Arbeitnehmer“ – „‚Und wie geht's zu Hause?’ Quellen und unterstützende Faktoren der mentalen Stärke – Resilienz im Alltag“ – „Vorsorgestrategien für Mental Health im Unternehmen“. 

Programm-Flyer zum Download

Anmeldung: Verbindliche Anmeldung bis 30.10.2013 unter anmeldung(at)imabe.org. Eintritt frei, begrenzte Teilnehmerzahl. Die Reihung erfolgt nach Eingangsdatum. Aufgrund der großen Nachfrage bitten wir um baldige Anmeldung! 

Fortbildung: Die Österreichische Ärztekammer vergibt 5 DFP-Punkte. Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) bestätigt die Teilnahme gemäß Psychologengesetz mit 4 Fortbildungseinheiten.
Foto:  Andreas Hermsdorf  / pixelio.de

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