Forschung: USA lenken ein und fördern „ethisch saubere“ Stammzellforschung
IMABE kritisiert Finanzierung von Embryonenzerstörung durch EU-Gelder
Das Potential für Therapien aus Stammzellen, die
ethisch sauber gewonnen wurden – also ohne die Zerstörung von
menschlichen Embryonen – ist offenbar so gestiegen, dass große
öffentliche Geldgeber in den USA den Finanztopf für
Forschungsprojekte mit menschlichen embryonalen Stammzellen
(ES-Zellen) schließen, dafür aber das Geld in die Forschung mit adulten
Stammzellen oder auch IPS-Zellen stecken. Im Jahr 2013 gingen
bereits 90% der Förderungen des weltweit finanzkräftigsten Instituts
zur Stammzellforschung, des California Institute for Regenerative Medicine (CIRM), auf das Konto von Projekten mit adulten und IPS- Zellen. Dies berichtet die Washington Post (online, 3. 12. 2013) unter Berufung auf einen aktuellen vom Charlotte Lozier-Institut
publizierten Report über die Verteilung der US- Finanzförderung im
Bereich Stammzellenforschung. IPS sind jene Körperzellen, die sich dank
der vom Nobelpreisträger Shiman Yamanaka 2012 entwickelten Methode so
zurückprogrammieren lassen, dass sie quasi-embryonale Fähigkeiten
besitzen und sich prinzipiell in jedes Gewebe entwickeln können (IMABE
November 2012: Stammzellen: Nobelpreis zeigt, dass ethisch sauberes Forschen erfolgreich ist).
Unter den 31 geförderten CIRM-Studien gab es 2013
nur noch eine einzige (!) mit embryonalen Stammzellen. Der Kontrast
zur jüngeren Vergangenheit ist groß, zumal im Jahr 2007 das CIRM mit
einem 10-Jahres-Budget von drei Milliarden Dollar als Flaggschiff für
die Forschung an ES-Zellen gegründet worden war – als Reaktion auf
die von Präsident George W. Bushs verfügte Beschränkung von
öffentlichen Geldern für embryonale Stammzellforschung. Damals waren
sämtliche CIRM- Förderungen ausschließlich in Projekte mit ES-Zellen
geflossen.
Als zweiter Indikator für eine Trendwende gilt der
Bundesstaat Maryland, der ebenfalls für ein liberales Gesetz zur
Stammzellenforschung steht. Maryland ist Heimat der Johns Hopkins University School of Medicine und damit ein führender Standort für die Stammzellforschung. Im Jahr 2007 finanzierte die Maryland Stammzellforschung Kommission
11 Projekte, die menschliche Embryonen-Stammzellen, und vier, die
adulte Stammzellen verwendeten. 2013 gab es nur noch ein einziges
embryonales Stammzellprojekt (0,1 Mill. US-Dollar) gegenüber 28 nicht-
embryonalen Projekten mit einem Fördervolumen von 8 Millionen
US-Dollar.
„Amerikanische Geldgeber haben offenbar ihre Lehren
gezogen und ziehen sich von den ethisch nicht vertretbaren und
offenbar auch ökonomisch motivierten Pseudo-Heilsversprechen mit
embryonalen Stammzellen zurück“, begrüßt IMABE-Geschäftsführerin
Susanne Kummer die Entwicklungen in den USA. Umso paradoxer scheint
es, wenn nun das 8. EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 mit
dem Hinweis, im Wettbewerb mit den USA mithalten zu wollen, weiterhin
Steuergelder in diese Forschung investiert. „Statt sich
einzugestehen, auf die ‚falsche Zelle’ gesetzt zu haben, und
ebenfalls die Geldflüsse in zukunftsorientierte Projekte umzulenken,
haben die EU-Staaten erneut die öffentliche Förderung der
Stammzellenforschung beschlossen, die die Vernichtung von Embryonen
einschließt“, kritisiert Kummer.
Österreich hat aus ethischen Gründen seinen Vorbehalt gegenüber Horizon 2020 erneuert.
Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle hatte sich am 4. 12. 2013 in Brüssel der Stimme enthalten. Die Kommission der EU-Bischofskonferenzen (ComECE) in Brüssel betonte (vgl. Kathpress, online, 5. 12. 2013),
dass „die Chance versäumt wurde, im Bereich der EU-Forschungspolitik
und der Verwendung embryonaler Stammzellen den richtigen Schritt zu
tun – nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch aus Sicht der neuen
wissenschaftlichen und rechtlichen Entwicklungen sowie mit Blick auf
deren Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von Forschung.“
Quelle: IMABE-Newsletter Dezember 2013
Foto: cirm.ca.gov
Labels: Adulte Stammzellen, embryonale Stammzellen, Embryonenforschung, EU, Therapie, USA
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