Dienstag, 14. Oktober 2014

Pränatale Diagnostik: Besser informierte Frauen verzichten auf Pränataltest

Schwangere sollten über Risiko und Aussagekraft besser aufgeklärt werden

Das Angebot für pränatale Diagnostik wächst, für viele Schwangere und Paare entstehen daraus Entscheidungskonflikte, auf die sie kaum vorbereitet sind. Screenings beruhen auf dem Berechnen von Wahrscheinlichkeiten, sie bieten keine exakte Diagnose, verunsichern und stellen bei vermuteter Behinderung wie Trisomie 21 (Down-Syndrom) vor die Entscheidung für oder gegen das Kind (vgl. Die Welt, online, 26. 8. 2014). 

Das mangelnde Wissen über die tatsächliche Aussagekraft der Tests nahmen die Gynäkologin Miriam Kuppermann von der University of California/San Francisco und Kollegen zum Anlass, ein Tool für eine bessere Vorab-Information von Schwangeren zu entwickeln. Je besser die werdenden Mütter informiert waren, desto eher verzichteten sie auf pränatale Untersuchungen, so das Ergebnis der jüngst in JAMA publizierten Studie (2014;312(12):1210-1217, doi:10.1001/jama.2014.11479). 

Zwischen 2010 und 2013 wurden rund 750 Frauen, die bis zur 20. Woche schwanger waren, nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen wurden mit einem 45-minütigen computergestützten interaktiven Entscheidungsprogramm informiert. Das Programm lieferte am Ende zwar eine personalisierte Empfehlung zum Test, überließ aber den Betroffenen die Entscheidung. Die zweite Gruppe wurde auf gängige Weise informiert. Der Test war für beide Gruppen kostenlos. 

Das Ergebnis: In der Gruppe, wo jede Schwangere personalisierte, umfassende Informationen über die Möglichkeiten und Grenzen pränataler Tests erhielt, verzichteten signifikant mehr Frauen überhaupt auf jeglichen Test (25,6 Prozent versus 20,4 Prozent). Die Nutzerinnen des Computerprogramms besaßen ferner ein generell höheres Wissen über das Schwangerschaftsgeschehen. Insbesondere wussten sie signifikant besser über das Abortrisiko einer Fruchtwasserentnahme Bescheid oder über Risikoangaben, ein Kind mit einer Trisomie 21 zu gebären (58,7 Prozent versus 46,1 Prozent). Einen invasiven Test nach einem Screening ließen in dieser Gruppe schließlich nur 5,9 Prozent vornehmen, während es in der Normalversorgungsgruppe 12,2 Prozent der Teilnehmerinnen waren. 

Die Autoren plädieren dafür, Maßnahmen zu setzen, um werdende Mütter klarer über Vor-und Nachteile der zahlreichen – und kostspieligen – pränatalen Tests zu informieren Die Entscheidung für oder gegen eine Untersuchung sollte tatsächlich auf einem Informed Consent beruhen. Es wird deutlich, dass Schwangere heute „keine ausreichende Beratung“ über Möglichkeiten und Einschränkungen der Untersuchung erhalten. Pränataldiagnostik sei „nicht für jeden geeignet“, der „Verzicht auf Tests ist eine vernünftige Wahl“, schreiben die Autoren. Weiterführender Link: IMABE-Info Pränatale Diagnostik.

Foto:  © Der Arzt - Fotolia

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