Pränatale Diagnostik: Besser informierte Frauen verzichten auf Pränataltest
Schwangere sollten über Risiko und Aussagekraft besser aufgeklärt werden
Das Angebot für pränatale Diagnostik wächst, für
viele Schwangere und Paare entstehen daraus Entscheidungskonflikte, auf
die sie kaum vorbereitet sind. Screenings beruhen auf dem Berechnen
von Wahrscheinlichkeiten, sie bieten keine exakte Diagnose,
verunsichern und stellen bei vermuteter Behinderung wie Trisomie 21
(Down-Syndrom) vor die Entscheidung für oder gegen das Kind (vgl. Die Welt, online, 26. 8. 2014).
Das mangelnde Wissen über die tatsächliche Aussagekraft der Tests nahmen die Gynäkologin Miriam Kuppermann von der University of California/San Francisco
und Kollegen zum Anlass, ein Tool für eine bessere Vorab-Information
von Schwangeren zu entwickeln. Je besser die werdenden Mütter informiert
waren, desto eher verzichteten sie auf pränatale Untersuchungen, so
das Ergebnis der jüngst in JAMA publizierten Studie (2014;312(12):1210-1217, doi:10.1001/jama.2014.11479).
Zwischen 2010 und 2013 wurden rund 750 Frauen, die
bis zur 20. Woche schwanger waren, nach dem Zufallsprinzip auf zwei
Gruppen aufgeteilt. Die einen wurden mit einem 45-minütigen
computergestützten interaktiven Entscheidungsprogramm informiert. Das
Programm lieferte am Ende zwar eine personalisierte Empfehlung zum
Test, überließ aber den Betroffenen die Entscheidung. Die zweite Gruppe
wurde auf gängige Weise informiert. Der Test war für beide Gruppen
kostenlos.
Das Ergebnis: In der Gruppe, wo jede Schwangere
personalisierte, umfassende Informationen über die Möglichkeiten und
Grenzen pränataler Tests erhielt, verzichteten signifikant mehr Frauen
überhaupt auf jeglichen Test (25,6 Prozent versus 20,4 Prozent). Die
Nutzerinnen des Computerprogramms besaßen ferner ein generell höheres
Wissen über das Schwangerschaftsgeschehen. Insbesondere wussten sie
signifikant besser über das Abortrisiko einer Fruchtwasserentnahme
Bescheid oder über Risikoangaben, ein Kind mit einer Trisomie 21 zu
gebären (58,7 Prozent versus 46,1 Prozent). Einen invasiven Test nach
einem Screening ließen in dieser Gruppe schließlich nur 5,9 Prozent
vornehmen, während es in der Normalversorgungsgruppe 12,2 Prozent der
Teilnehmerinnen waren.
Die Autoren plädieren dafür, Maßnahmen zu setzen, um
werdende Mütter klarer über Vor-und Nachteile der zahlreichen – und
kostspieligen – pränatalen Tests zu informieren Die Entscheidung für
oder gegen eine Untersuchung sollte tatsächlich auf einem Informed
Consent beruhen. Es wird deutlich, dass Schwangere heute „keine
ausreichende Beratung“ über Möglichkeiten und Einschränkungen der
Untersuchung erhalten. Pränataldiagnostik sei „nicht für jeden
geeignet“, der „Verzicht auf Tests ist eine vernünftige Wahl“,
schreiben die Autoren. Weiterführender Link: IMABE-Info Pränatale Diagnostik.
Quelle: Imabe-Newsletter Oktober 2014
Foto: © Der Arzt - Fotolia
Labels: Pränataldiagnostik, Risiko, Schwangerschaft
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite