Studie: Mütterlicher Stress kann dauerhaft Schädigungen bei Ungeborenem auslösen
Forschergruppe aus Edinburgh glaubt entsprechenden Wirkmechanismus gefunden zu haben
Psychosozialer Stress von Müttern während der
Schwangerschaft kann sich dauerhaft negativ auf die Gesundheit des
Kindes auswirken und das Risiko für bestimmte Erkrankungen im
Erwachsenenalter erhöhen, zum Beispiel für eine Schwächung des
Immunsystems, für eine Erkrankung an Schizophrenie, für die Entwicklung
einer Insulinresistenz oder Verhaltensauffälligkeiten und affektive
Störungen (vgl. Neuere Entwicklungen in der Pränatalmedizin, Kapitel 2.4. Gefährdung durch den Schwangerschaftskonflikt, in: Imago Hominis (2012); 19(4): 271-291). Dieses Phänomen wird schon länger untersucht. Eine Forschergruppe um Megan Holmes von der University of Edinburgh
glaubt nun, den zugrundeliegenden Mechanismus gefunden zu haben. Die
Neuroendokrinologin präsentierte ihre Ergebnisse jüngst auf dem Kongress
der British Neuroscience Association in London (vgl. Sciencedaily, online 7. 4. 2013).
Laut Holmes kommt dabei der Regulierung der Glucocorticoide – also
Hormone, die für die Verarbeitung von Stress eine entscheidende Rolle
spielen – durch das Enzym 11ß-HSD2 eine entscheidende Bedeutung zu. Das
Enzym findet sich in der Plazenta und im fetalen Gehirn. Um seine Rolle
genauer zu identifizieren, setzten Holmes und Kollegen genmanipulierte
Mäuse, denen das 11ß-HSD2-Enzym fehlte, einer hohen Dosis an
Stresshormonen aus. Das Ergebnis: Die Nachkommen waren in ihrem fetalen
Wachstum reduziert und zeigten abnorme Angstzustände. Auch war die
Plazenta kleiner, weniger durchblutet und lieferte weniger Nährstoffe
an den Fötus.
Holmes folgert daraus, dass das Enzym 11ß-HSD2 in
der Plazenta (und nicht im Gehirn) das entscheidende Schutzschild gegen
die schädlichen Wirkungen von Stresshormonen ist, weil es im Stande
ist, diese rechtzeitig zu deaktivieren. Eine übermäßige Produktion von
Glucocorticoiden hat ungünstige Auswirkungen auf die Programmierung der
Gene im Fötus. Die Wissenschaftler erhoffen sich von weiteren Studien
genauere Kenntnisse über die Wechselwirkung von mütterlichem Stress und
genetischer Anfälligkeit in der Entwicklung des Kindes.
Quelle: IMABE-Newsletter April 2013
Foto: © Cornelia Menichelli / pixelio.de
Labels: Mutter, Psyche, Schwangerschaft, Stress, Ungeborenes
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