Dienstag, 8. Oktober 2013

Studie: Sport kann so effektiv sein wie Medikamente

Experten fordern bessere Erforschung von Bewegung als Therapie

Die Ausgaben für Arzneimittel in den Industrienationen steigen: In Österreich lagen die Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente im Jahr 2011 bei 2,95 Milliarden Euro und machen inzwischen 20 Prozent der Gesamtausgaben für Gesundheitskosten aus (vgl. https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/ArzneimittelverbrauchinOesterreich_HK.html). Regelmäßige Bewegung hat einen gut dokumentierten gesundheitlichen Nutzen. Dennoch fällt es Patienten häufig schwer, die ärztlichen Anweisungen zu mehr Sport auch in der Praxis umzusetzen. Bislang fehlte auch ein direkter Vergleich zwischen medikamentöser Intervention versus „Bewegung als Rezept“. Eine kürzlich im British Medical Journal publizierte Studie (2013;347:f5577) versucht, diese Kluft zu überbrücken. Ihr Ergebnis: Sportliche Betätigung kann bei einigen Krankheiten dieselben positiven Effekte haben wie Medikamente. Die Ergebnisse der Studie könnten Patienten nun zu mehr Sport motivieren und Ärzte zu einem kostensparenderen Kurs bewegen. 

Die Vergleiche bezogen sich auf vier Bereiche: sekundäre Prävention von koronaren Herzkrankheiten, Rehabilitation von Schlaganfall, Behandlung von Herzproblemen und Prävention von Diabetes. Sekundärprävention setzt beim Frühstadium einer Krankheit an. Sie dient der Eindämmung des Fortschreitens (Progredienz) oder der Chronifizierung einer bestehenden Erkrankung. 

Die Public-Health-Forscher Huseyin Naci von der London School of Economics und John Ioannidis von der Harvard Medical School analysierten die Ergebnisse von 305 Studien mit Daten von insgesamt 339.000 Menschen mit den Diagnosen Schlaganfall, Herzkrankheiten oder Vorstufen von Diabetes. Sie verglichen, welchen Einfluss die Einnahme von Medikamenten oder sportliche Betätigung auf die Sterblichkeit der Patienten hat. Bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße war Sport als Therapie „genauso effektiv“ oder sogar etwas effektiver als der Einsatz von Statinen, die zur Senkung des Cholesterinspiegels verwendet werden, heißt es in der Studie. Sport war auch nach einem Schlaganfall effektiver als der Einsatz von Medikamenten, um das Risiko eines vorzeitigen Todes zu senken. Nach Herzversagen waren Medikamente indes eine wirksamere Therapie als Sport. 

Die Autoren kritisieren in ihrer Studie, dass in der medizinischen Forschung den Medikamenten immer mehr Gewicht beigemessen werde als einem gesunden Lebenswandel. Sport sei „potenziell so effektiv wie viele medikamentöse Interventionen“ und müsse daher „als gangbare Alternative zu – oder zusätzlich zu – einer Therapie mit Medikamenten“ angesehen werden. Arzneimittelbehörden sollten zudem von Pharmakonzernen verlangen, bei neuen Medikamenten den Nutzen auch im Vergleich zu sportlicher Betätigung zu untersuchen.

Foto:  Petra Bork  / pixelio.de

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