Studie: Sport kann so effektiv sein wie Medikamente
Experten fordern bessere Erforschung von Bewegung als Therapie
Die Ausgaben für Arzneimittel in den
Industrienationen steigen: In Österreich lagen die Ausgaben für
verschreibungspflichtige Medikamente im Jahr 2011 bei 2,95 Milliarden
Euro und machen inzwischen 20 Prozent der Gesamtausgaben für
Gesundheitskosten aus (vgl. https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/ArzneimittelverbrauchinOesterreich_HK.html).
Regelmäßige Bewegung hat einen gut dokumentierten gesundheitlichen
Nutzen. Dennoch fällt es Patienten häufig schwer, die ärztlichen
Anweisungen zu mehr Sport auch in der Praxis umzusetzen. Bislang fehlte
auch ein direkter Vergleich zwischen medikamentöser Intervention versus
„Bewegung als Rezept“. Eine kürzlich im British Medical Journal publizierte Studie (2013;347:f5577)
versucht, diese Kluft zu überbrücken. Ihr Ergebnis: Sportliche
Betätigung kann bei einigen Krankheiten dieselben positiven Effekte
haben wie Medikamente. Die Ergebnisse der Studie könnten Patienten nun
zu mehr Sport motivieren und Ärzte zu einem kostensparenderen Kurs
bewegen.
Die Vergleiche bezogen sich auf vier Bereiche:
sekundäre Prävention von koronaren Herzkrankheiten, Rehabilitation von
Schlaganfall, Behandlung von Herzproblemen und Prävention von Diabetes.
Sekundärprävention setzt beim Frühstadium einer Krankheit an. Sie dient
der Eindämmung des Fortschreitens (Progredienz) oder der Chronifizierung
einer bestehenden Erkrankung.
Die Public-Health-Forscher Huseyin Naci von der London School of Economics und John Ioannidis von der Harvard Medical School
analysierten die Ergebnisse von 305 Studien mit Daten von insgesamt
339.000 Menschen mit den Diagnosen Schlaganfall, Herzkrankheiten oder
Vorstufen von Diabetes. Sie verglichen, welchen Einfluss die Einnahme
von Medikamenten oder sportliche Betätigung auf die Sterblichkeit der
Patienten hat. Bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße war Sport als
Therapie „genauso effektiv“ oder sogar etwas effektiver als der Einsatz
von Statinen, die zur Senkung des Cholesterinspiegels verwendet werden,
heißt es in der Studie. Sport war auch nach einem Schlaganfall
effektiver als der Einsatz von Medikamenten, um das Risiko eines
vorzeitigen Todes zu senken. Nach Herzversagen waren Medikamente indes
eine wirksamere Therapie als Sport.
Die Autoren kritisieren in ihrer Studie, dass in der
medizinischen Forschung den Medikamenten immer mehr Gewicht beigemessen
werde als einem gesunden Lebenswandel. Sport sei „potenziell so
effektiv wie viele medikamentöse Interventionen“ und müsse daher „als
gangbare Alternative zu – oder zusätzlich zu – einer Therapie mit
Medikamenten“ angesehen werden. Arzneimittelbehörden sollten zudem von
Pharmakonzernen verlangen, bei neuen Medikamenten den Nutzen auch im
Vergleich zu sportlicher Betätigung zu untersuchen.
Quelle: IMABE-Newsletter Oktober 2013
Foto: Petra Bork / pixelio.de
Labels: Bewegung, Medikamente, Sport, Studie, Therapie
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