Mittwoch, 14. Mai 2014

Pflege: Demografische Entwicklung braucht neue Lösungen in der Altenpflege

IMABE-Forschungsprojekt: Ethik für Pflegende ein wichtiger Faktor im täglichen Handeln

Von einer „Bevölkerungspyramide“ kann in Industrienationen inzwischen keine Rede mehr sein. Viel eher passt heute das Bild einer „Bevölkerungsurne“. Dass es deshalb in Hinblick auf die Betreuung und Pflege alter Menschen Schluss sein muss mit einer Kopf-in-den-Sand-Stecken-Politik, fordern Editorial-Autoren nun im Lancet (2014, doi:10.1016/S0140-6736(08)61345-8). Sie zeigen sich alarmiert vom ökonomischen Druck, der auf den Gesundheitssystemen lastet – und plädieren für eine bessere Abstimmung zwischen Gesundheitsversorgung, Langzeitpflege und Sozialdienstleistungen zur Verbesserung der Kapazitäten. 

Bis 2050 wird sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen auch in Österreich auf fast 900.000 verdoppeln, hieß es anlässlich des Internationalen Tages der Pflege am 12. Mai. Im Jahr 2030 werde laut Statistik Austria in Österreich rund ein Viertel der Bevölkerung älter als 65 Jahre sein. 

Die kommende „Altenpflegekrise“ sei vor allem auf den wachsenden Anteil einer älteren Bevölkerung zurückzuführen, heißt es in Lancet: Im Jahr 2000 lag der Weltbevölkerungsanteil von Menschen über 60 Jahren bei etwa 11 Prozent, im Jahr 2050 wird er sich auf 22 Prozent verdoppeln. Die finanziellen Mittel aus öffentlicher Hand für ältere Menschen würden hingegen schrumpfen. Noch seien Angehörige und Familie vielfach die Haupttragenden in der Pflege. Angesichts der gesunkenen Geburtenraten stehe das System vor einem gewaltigen Umbruch. 

Dramatisch sei die Situation auch in China als Folge der Ein-Kind-Politik und der massiven Urbanisierung. „China wird alt, bevor es reich wird“, schreiben die Autoren. Nach Angaben der China Health and Retirement Längsschnittstudie gab es Ende 2011 in China mehr als 185 Millionen Einwohner im Alter von 60 Jahre und älter. 32 Prozent Chinesen (60 Jahre und älter) sind bei schlechter Gesundheit, 38 Prozent haben Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung, 40 Prozent zeigten Symptome einer Depression und 23 Prozent lebten unter der Armutsgrenze. 

Die Altenpflege sei in der Krise, aber Altern sei keine unvermeidliche Belastung für die Sozial- und Gesundheitsressourcen, so die Autoren. In der Krise gäbe es Möglichkeiten, Gesundheits- und Sozialsysteme zum Wohle aller zu überdenken und zu reformieren. „Ein altersfreundlicher Ansatz ist notwendig, um ein gesundes Altern in Würde zu gewährleisten“, heißt es im Lancet-Editorial. 

IMABE führte von Juni 2011 bis April 2014 ein Forschungsprojekt in SeneCura-Pflegezentren durch. Unter dem Titel Ethische Aspekte des Schmerzmanagements anhand der Praxis in ausgewählten Pflegezentren von SeneCura wurden Mitarbeiter dreier Pflegezentren hinsichtlich ihrer Einstellung zum Beruf, ethischer Fragen, Kommunikation mit Bewohnern, Angehörigen und Kollegen im Team befragt. Dabei wurde deutlich, dass Pflege und Schmerzmanagement ethische Fragen aufwerfen und nach entsprechenden Handlungskompetenzen verlangen. 

Bei hoher ethischer Kompetenz gibt es so etwas wie einen ‚Ethik-Effekt’, resümiert Studienleiter Enrique Prat (IMABE) die Forschungsergebnisse. „Ethik sichert Qualität: Wer eine gute Einstellung zur Arbeit hat, arbeitet auch gut und am Menschen orientiert. Darüber hinaus entlastet Ethik durch Handlungskompetenz: Wenn man in Krisensituationen klug handelt und die eigenen Reaktionen besser einzuschätzen lernt, fördert das die Zufriedenheit und das Wohlbefinden aller.“ Nähere Informationen zum Forschungsprojekt unter: Ethik in der Pflege 2014.

Foto:  Rainer Sturm  / pixelio.de

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