Pflege: Demografische Entwicklung braucht neue Lösungen in der Altenpflege
IMABE-Forschungsprojekt: Ethik für Pflegende ein wichtiger Faktor im täglichen Handeln
Von einer „Bevölkerungspyramide“ kann in
Industrienationen inzwischen keine Rede mehr sein. Viel eher passt
heute das Bild einer „Bevölkerungsurne“. Dass es deshalb in Hinblick
auf die Betreuung und Pflege alter Menschen Schluss sein muss mit einer
Kopf-in-den-Sand-Stecken-Politik, fordern Editorial-Autoren nun im Lancet (2014, doi:10.1016/S0140-6736(08)61345-8).
Sie zeigen sich alarmiert vom ökonomischen Druck, der auf den
Gesundheitssystemen lastet – und plädieren für eine bessere Abstimmung
zwischen Gesundheitsversorgung, Langzeitpflege und
Sozialdienstleistungen zur Verbesserung der Kapazitäten.
Bis 2050 wird sich die Zahl der pflegebedürftigen
Menschen auch in Österreich auf fast 900.000 verdoppeln, hieß es
anlässlich des Internationalen Tages der Pflege am 12. Mai. Im Jahr 2030 werde laut Statistik Austria in Österreich rund ein Viertel der Bevölkerung älter als 65 Jahre sein.
Die kommende „Altenpflegekrise“ sei vor allem auf den wachsenden Anteil einer älteren Bevölkerung zurückzuführen, heißt es in Lancet:
Im Jahr 2000 lag der Weltbevölkerungsanteil von Menschen über 60
Jahren bei etwa 11 Prozent, im Jahr 2050 wird er sich auf 22 Prozent
verdoppeln. Die finanziellen Mittel aus öffentlicher Hand für ältere
Menschen würden hingegen schrumpfen. Noch seien Angehörige und Familie
vielfach die Haupttragenden in der Pflege. Angesichts der gesunkenen
Geburtenraten stehe das System vor einem gewaltigen Umbruch.
Dramatisch sei die Situation auch in China als Folge
der Ein-Kind-Politik und der massiven Urbanisierung. „China wird alt,
bevor es reich wird“, schreiben die Autoren. Nach Angaben der China Health and Retirement Längsschnittstudie
gab es Ende 2011 in China mehr als 185 Millionen Einwohner im Alter
von 60 Jahre und älter. 32 Prozent Chinesen (60 Jahre und älter) sind
bei schlechter Gesundheit, 38 Prozent haben Schwierigkeiten in der
Alltagsbewältigung, 40 Prozent zeigten Symptome einer Depression und 23
Prozent lebten unter der Armutsgrenze.
Die Altenpflege sei in der Krise, aber Altern sei
keine unvermeidliche Belastung für die Sozial- und
Gesundheitsressourcen, so die Autoren. In der Krise gäbe es
Möglichkeiten, Gesundheits- und Sozialsysteme zum Wohle aller zu
überdenken und zu reformieren. „Ein altersfreundlicher Ansatz ist
notwendig, um ein gesundes Altern in Würde zu gewährleisten“, heißt es
im Lancet-Editorial.
IMABE führte von Juni 2011 bis April 2014 ein Forschungsprojekt in SeneCura-Pflegezentren durch. Unter dem Titel Ethische Aspekte des Schmerzmanagements anhand der Praxis in ausgewählten Pflegezentren von SeneCura
wurden Mitarbeiter dreier Pflegezentren hinsichtlich ihrer Einstellung
zum Beruf, ethischer Fragen, Kommunikation mit Bewohnern, Angehörigen
und Kollegen im Team befragt. Dabei wurde deutlich, dass Pflege und
Schmerzmanagement ethische Fragen aufwerfen und nach entsprechenden
Handlungskompetenzen verlangen.
Bei hoher ethischer Kompetenz gibt es so etwas wie
einen ‚Ethik-Effekt’, resümiert Studienleiter Enrique Prat (IMABE) die
Forschungsergebnisse. „Ethik sichert Qualität: Wer eine gute
Einstellung zur Arbeit hat, arbeitet auch gut und am Menschen
orientiert. Darüber hinaus entlastet Ethik durch Handlungskompetenz:
Wenn man in Krisensituationen klug handelt und die eigenen Reaktionen
besser einzuschätzen lernt, fördert das die Zufriedenheit und das
Wohlbefinden aller.“ Nähere Informationen zum Forschungsprojekt unter:
Ethik in der Pflege 2014.
Quelle: Imabe-Newsletter Mai 2014
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de
Labels: Demographie, Forschung, Pflege
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