Stammzellforschung: Die Zeit ist reif für ein internationales Klonverbot
Gesundheitsschäden nach Eizellenspende bei Frauen weiter verharmlost
Im Jahr 2003 gelang es den UNO-Mitgliedsstaaten
nicht, dem Klonen von Menschen einen wirksamen Riegel vorzuschieben.
Knapp 10 Jahre danach scheint ein Wettlauf im Kampf um Ergebnisse des
sogenannten „therapeutischen Klonens“ eingetreten zu sein. Dieter Egli
und sein Team von der privat finanzierten The New York Stem Cell Foundation
wollen es nach mehreren Jahren geschafft haben: Aus Hautzellen einer
32-jährigen Patientin mit erblicher Zuckerkrankheit haben die Forscher
embryonale Stammzellen geklont, wie sie in Nature (2014, doi:10.1038/nature13287)
berichten. Es ist dies innerhalb eines Jahres der dritte Bericht über
ein erfolgreich durchgeführtes „therapeutisches Klonen“. Kritiker
halten die Verfahren für überflüssig angesichts neuerer Methoden und
ethisch nicht tragbar, da menschliche Embryonen zu Objekten degradiert
und zerstört werden. Sie fordern ein endgültiges Verbot des Klonens von
Menschen, ob nun für Forschungs- oder reproduktive Zwecke (vgl. auch
Prat E. H.: Gutes Klonen, Böses Klonen, in: Standard, online, 23. 5. 2013).
Bei dem ethisch hoch umstrittenen Verfahren wird das
Erbgut aus einer Zelle des Patienten in eine gespendete, entkernte
menschliche Eizelle übertragen. Mittels Zellkerntransfers
(„Dolly“-Verfahren) werden Embryonen geschaffen, die das
Blastozystenstadium erreichen. Ziel dieser neuen Technik soll sein, aus
den Klon-Embryonen patientenspezifische Stammzellen zu gewinnen, die
nicht abgestoßen werden, um damit Krankheiten zu heilen. Im Fall der
Diabetikerin hofft man, aus den geklonten ES-Zellen jene
insulinproduzierenden Beta-Zellen zu erzeugen, die im Zuge der
Zuckerkrankheit absterben und ersetzt werden sollen. Etwa zehn Prozent
der Spendereizellen, behaupten Egli und seine Kollegen in Nature, konnten am Ende bis zum Blastocysten-Stadium kultiviert werden.
Eckhard Wolf, Vorstand des Instituts für molekulare Tierzucht an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität
– er klont Rinder und Schweine zu Forschungszwecken –, hält das
Experiment allerdings nicht für einen therapeutischen Durchbruch. Das
Verfahren des Kerntransfers sei nicht effizient genug, um daraus eine
Therapie zu entwickeln, die sich für den Routineeinsatz eignet,
berichtet der Tagespiegel (online, 29. 4. 2014).
„Kaum thematisiert wird dabei die ethisch brisante
Frage der Eizellen-Gewinnung“, ergänzt Ethikerin Susanne Kummer von
IMABE. Egli benötigte für sein Experiment 571 (!) Eizellen von Frauen,
die sich dafür alle einer hormonellen Behandlung unterziehen mussten.
Sie stammen aus einem eigens an der öffentlich geförderten New Yorker Columbia University eingerichteten Programm zur Eizellspende gegen Bezahlung – eine Prozedur, die wegen der hohen hormonellen Belastung (vgl. www.eggsploitation.com/) in Österreich (noch) verboten ist, ebenso wie das Klonen menschlicher Zellen. Neben Nature hatte Cell Stem Cell
bereits 2011 in einem Manifest (2011; 9,4: 293-294) unter der Ägide
von Dieter Egli den Gesetzgeber aufgefordert, die Etablierung eines
Marktes für Eizellenspenden für ihre wissenschaftliche Arbeit zu
ermöglichen. Ebendort berichtet nun eine Gruppe um Robert Lanza von der
Biotechfirma ACT und Dong Ryul Lee vom Stem Cell Institute in Seoul (Cell Stem Cell, doi: 10.1016/jstem.2014.03.015)
praktisch zeitgleich zu Eglis Publikation, dass sie Hautzellen von
zwei Männern, die 35 beziehungsweise 75 Jahre alt waren, geklont
hätten.
Kritik übte das Center for Genetics and Society,
das mehrfach auf Intransparenzen und Interessenskonflikte von Autoren,
Fachzeitschriften und privaten Geldgebern der embryonalen
Stammzellforschung hinwies (vgl. online, 17. 4. 2014 sowie 7. 10. 2011). Für Jürgen Hescheler vom Institut für Neuropsychologie an der Universität Köln waren die genannten Ergebnisse keine Sensation, berichtet Die Welt (online, 19. 4. 2014).
Die iPS-Zellen (induzierte pluripotente Stammzellen) seien
Alleskönner-Zellen, die nach derzeitigem Kenntnisstand die wichtigsten
Eigenschaften embryonaler Stammzellen besitzen, deren Gewinnung aus
normalen Körperzellen aber ethisch unbedenklich ist.
Quelle: Imabe-Newsletter Mai 2014
Foto: Screenshot Tagesspiegel
Labels: Diabetes, Eizellen, Klonen, Stammzellen, Stammzellforschung
1 Kommentare:
Ich denke, es wird viele interessieren, das ukrainische Leihmutterschaftsgesetz in deutscher Übersetzung zu lesen!
https://leihmutterschaft-zentrum.de/pdf/leihmuttershaft_law.pdf
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