Dienstag, 12. April 2011

Interessenkonflikte: Was Pharmakonzerne US-Ärzten zahlen

Deutsche Arbeitsgruppe publiziert Leitlinien zu mehr Transparenz und Vertrauen

Ein Gesetz und gerichtliche Anordnungen zwingen die Arzneimittelhersteller in den USA, ihre Zahlungen an Ärzte offen zu legen. Dieser Tage nannten drei Konzerne Zahlen, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 1.4.2011). Ein Beispiel: Pfizer wurde im Oktober 2009 wegen eines Verstoßes der Tochter Pharmacia & Upjohn gegen Marketingregeln zu einer Rekordstrafe von 2,3 Milliarden US-Dollar verurteilt. Außerdem wurde der Konzern verpflichtet, künftig alle Zahlungen an US-Ärzte offen zu legen, was Pfizer nun tat.

Zwischen Januar und Dezember 2010 wurden nach Angaben des Konzerns insgesamt 177 Millionen US-Dollar an fast 200.000 “healthcare professionals”, also in erster Linie Ärzte gezahlt. Darunter fielen Rednerhonorare (im Durchschnitt 7.400 US-Dollar pro Person), Beratertätigkeiten (im Durchschnitt 6.200 US-Dollar pro Person) sowie Vergütungen für Essen (insgesamt 18 Mio. US-Dollar), Reisekosten (5,8 Mio. US-Dollar) und Fortbildungen (1,7 Mio. US-Dollar). Pfizer kündigte an, die Angaben vierteljährlich zu aktualisieren.

Klaus Lieb, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Mainz und Vorstandsmitglied der Anti-Korruptions-Ärzteinitiative MEZIS ("Mein Essen zahle ich selbst"), hat mit Vertretern verschiedener Institutionen des Gesundheitswesens eine informelle Arbeitsgruppe Interessenkonflikte in der Medizin konstituiert. Diese hat nun Leitlinien für eine angemessene Erfassung von Interessenkonflikten, den Umgang damit und deren Reduzierung im Deutschen Ärzteblatt (2011; 108(6): A 256–60) publiziert. „Generell lässt sich sagen: Je enger die einem Interessenkonflikt zugrundeliegende Beziehung ist, je größer die Entscheidungsbefugnis einer Person ist und je weitreichendere Konsequenzen eine Entscheidung haben kann, desto strikter muss der Umgang mit Interessenkonflikten sein.“

Die Verzerrungen, die in industriegesponserten Studien häufig zu finden sind, können zur Folge haben, dass der Nutzen von Arzneimitteln überschätzt und die möglichen Schäden unterschätzt werden, was für den Patienten eine Gefährdung darstellen kann. Einige Beispiele dafür hat die kritische Internetplattform Forum Gesundheitspolitik zusammengestellt.

Quelle: IMABE-Newsletter April 2011

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