Montag, 10. Juni 2013

Veranstaltungshinweis: „Mental Health und Arbeitswelt“ am 8. 11. 2013 in Wien



IMABE-Symposium widmet sich interdisziplinär der Spannung von Arbeit zwischen Stress und Lebenssinn

In Österreich hat sich in 20 Jahren die Zahl der Krankenstandstage wegen psychischer Erkrankungen mehr als verdoppelt. Die Balance zwischen Arbeitswelt und Freizeitstress, zwischen Leistung und Lebenssinn scheint aus dem Ruder gelaufen zu sein. Der Preis dafür ist hoch – menschlich und wirtschaftlich. 

Worin liegen die Ursachen der allmählichen Verschlechterung der seelischen Gesundheit? Reagiert der Mensch mit Krankheit auf kranke Umstände in seinem Arbeitsumfeld? Oder sinkt seine Belastbarkeit? Was können Betriebe präventiv für die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun? Welche Rolle spielt das private Umfeld? Belastungssituationen können Menschen auch stark machen. Welche Faktoren gehören zu einer „guten Arbeit“, in der Anerkennung, Sinn und Motivation zu finden sind? 

Namhafte Experten aus den Bereichen Medizin, Management und Ethik werden darüber auf Einladung von IMABE • Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik in Wien in Kooperation mit der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und dem Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger am 8. November 2013 in Wien diskutieren. Das interdisziplinäre Symposium „Mental Health und Arbeitswelt. Arbeit zwischen Stress und Lebenssinn“ findet in der Pensionsversicherungsanstalt (PVA, 1021 Wien, Friedrich-Hillegeist-Straße 1) statt. Genaue Programminformationen folgen in Kürze auf unsere Homepage unter Veranstaltungen.

Bild: IMABE

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IMAGO-HOMINIS-Vorschau: Hirntod

Ab wann ist der Mensch tot? Weltweit sind sich internationale medizinisch-wissenschaftliche Gremien einig, dass der Hirntod zugleich den Tod des Menschen bedeutet. Auch in der Rechtsprechung der meisten westlichen Länder gilt die Regel, dass – neben der freiwilligen Organspende eines Lebenden – eine Organentnahme zur Transplantation nur von Toten erlaubt ist und dass demnach Hirntote als Organspender zugelassen sind. Aufgrund anhaltender medialer Debatten widmet sich IMAGO HOMINIS in seiner kommenden Ausgabe dem Schwerpunkt „Hirntod“ aus medizinischer und ethischer Perspektive. 

Der Intensivmediziner J. Bonelli (Direktor von IMABE, Wien) analysiert den Status des Hirntoten aus medizinisch-philosophischer Sicht und befasst sich auch eingehend mit den Argumenten der Gegner des Hirntod-Konzeptes. Im Speziellen weist er darauf hin, dass das Integrations- bzw. Desintegrationsargument nicht ausschließlich somatisch-biologisch betrachtet werden darf, sondern auch auf die Identität bzw. Individualität eines Menschen abstellt.

E. Trinka (Universitätsklinik für Neurologie, Christian Doppler Klinik/ Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg) zeigt die Entwicklung der Hirntodkonzepte vor und nach dem Harvard-Report (1968) und behandelt aktuelle diagnostische Instrumente zur Feststellung des Hirntodes und ihre Zuverlässigkeit.

Der Anästhesist T. Bachleda (Universitätsklinik für Anästhesie, allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, Medizinische Universität Wien) beschreibt in seinem Beitrag auf eindrucksvolle Weise die pathophysiologischen Veränderungen nach Eintritt des Hirntodes und den enormen Aufwand der Intensivmedizin, der nötig ist, um potentiell geeignete Organe für eine bevorstehende Transplantation vital zu erhalten. 

Der Beitrag des Philosophen J. Rosado (Salzburg) analysiert das Phänomen des Lebens aus philosophischer Sicht und untersucht die ontologischen Kriterien des menschlichen Lebens. Er setzt sich dabei mit dem Lebensprinzip (Seele) als innere Wirkkraft des Lebendigen zur Konstitution einer übergeordneten Ganzheit auseinander. 

Aus aktuellem Anlass befasst sich Birgitta Stübben (Fachärztin für Psychiatrie u. Psychotherapie, Köln), kritisch mit dem im Mai 2013 veröffentlichten Psychiatrie-Handbuch, des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders-5 (DSM-5). Im Vorfeld der Veröffentlichung wurde kritisiert, dass es aufgrund einer Ausweitung von der Diagnosestellung einer psychischen Erkrankung zu einer Medikalisierung von alltäglichen Schwierigkeiten und psychischen Leidenszuständen kommen kann. 

Eine Vorschau der Imago-Hominis-Ausgabe 2/2013 mit dem Schwerpunkt „Hirntod“ findet sich auf http://www.imabe.org/index.php?id=1522, das Einzelheft kann um 10 Euro bezogen werden.

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Public Health: Billiges Rauchen hat teure Folgen

Ärztekammer fordert umfassendes Rauchverbot in Österreich

Anlässlich des Weltnichtrauchertags der WHO am 1. Juni forderte der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Artur Wechselberger, einen umfassenden Nichtraucherschutz, bessere Prävention und ein flächendeckendes Rauchverbot, insbesondere in der Gastronomie. „Die jetzige Lösung ist unbefriedigend", betonte Wechselberger (Presseaussendung, 30. 5. 2013). Getrennte Bereiche für Raucher und Nichtraucher in der Gastronomie seien kein ausreichender Schutz, im Gegenteil: „Wir wissen dank umfangreicher Tests der Medizinischen Universität Wien, dass die Feinstaubbelastung in abgetrennten Nichtraucherbereichen fast halb so hoch ist wie in den Raucherbereichen. Von Gesundheitsschutz kann man daher nicht sprechen“, erklärte Wechselberger, selbst Arbeitsmediziner. Die einzig gangbare Lösung sei folglich ein striktes Rauchverbot im öffentlichen Raum, im Speziellen in der Gastronomie, wie es in anderen europäischen Ländern längst umgesetzt sei (vgl. IMABE 2011, Großbritannien: Immer mehr Raucher unterstützen „rauchfreies Gesetz“). 

Das Lungenkarzinom ist von allen Krebsarten die tödlichste. Europaweit sterben jedes Jahr mehr Menschen daran als an Darm-, Brust- und Prostatakrebs zusammen. In Österreich verstarben im Jahr 2010 laut Statistik Austria mehr als 3.600 Personen an Lungenkrebs. Laut Georg Christian Funk, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), werden neun von zehn Lungenkrebstoten durch Tabakrauchen verursacht, berichtet der Standard (online, 28.5.2013). „Rauchen erhöht das Lungenkrebsrisiko um das 10- bis 30-Fache. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten“, betonte Funk. Dass auch Passivrauchen die Entstehung von Lungenkrebs erhöht, wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen. Das Erkrankungsrisiko steht dabei in Relation zur „Lebensdosis“ an Zigaretten. Experten schätzen, dass in Österreich jährlich 1.000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens sterben (vgl. IMABE 2010: Studie: Jährlich 600 000 Tote durch Passivrauchen; IMABE 2009: Studie: Drastischer Schutz von Nichtrauchern senkt Herzinfarktrate). 

Zentraler Kritikpunkt für Sophie Meingassner von der Beratungsstelle Rauchertelefon: Die Zigaretten seien in Österreich viel zu billig. Gerade bei Jugendlichen sei der Kostenfaktor das wichtigste Argument, um das Rauchen bleiben zu lassen (vgl. orf.at, online, 2. 6. 2013). Laut Meingassner wäre ein Preissprung von zwei Euro oder mehr nötig, um Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Das wäre umso wichtiger, als der Einstieg ins Rauchen vor allem im Kindes- und Jugendalter erfolge. 

Auch US-Ärzte der Mayo Clinic fordern zur Verhaltensänderung eine Steuererhöhung auf Tabak, alkoholische Getränke, aber auch auf zuckerhaltige Getränke und fetthaltige Nahrungsmittel. Allein durch eine Erhöhung der Tabaksteuer um 50 Cent pro Packung könnten, so die Autoren im Journal Mayo Clinic Proceedings (2013; 88(6): 536-539, Pressemitteilung online, 3. 6. 2013), in den nächsten 10 Jahren fast 80 Milliarden US-Dollar eingenommen werden. Sie sollten für Public-Health-Maßnahmen, und Forschung eingesetzt werden.

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Studie: 12 Minuten Training in der Woche reichen, um fit zu bleiben

Herz-Kreislauf-Mortalität offenbar mit weniger Bewegung als allgemein empfohlen reduzierbar

Häufig demotiviert inaktive Personen die Meinung, dass ein positiver, lang anhaltender gesundheitsfördernder Effekt nur durch viele Stunden Körperarbeit zu erreichen sei. Die Studie des Centre of Exercise in Medicine an der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Trondheim zeigt nun eine Alternative: Um fit und gesund zu bleiben, seien nur vier Minuten kräftige körperliche Aktivität dreimal pro Woche nötig, so das Ergebnis der Untersuchung, die nun in PLoS ONE (2013; 8(5): e65382. doi:10.1371/journal.pone.0065382) veröffentlicht wurde. 

Regelmäßiges Training verbessert die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max), die als etablierter Indikator für körperliche Fitness gilt. Die norwegischen Forscher unter der Leitung von Arnt Erik Tjønna haben herausgefunden, dass nur eine Einheit einer anstrengenden körperlichen Aktivität (Aerobic Interval-Training, AIT) dreimal pro Woche so gut wie denselben Effekt hat wie das sogenannte 4x4-Intervall Training (vgl. Pressemitteilung, online, 29. 5. 2013). 

Für die aktuelle Studie beobachteten die Forscher die Effekte des Trainings in verschiedenen Varianten. Insgesamt nahmen 26 inaktiv übergewichtige, aber sonst gesunde männliche Probanden an dem 10-Wochen-Programm teil. Die Männer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt – eine Gruppe (die 1-AIT-Gruppe) übte drei Mal pro Woche in Vier-Minuten-Sitzungen bei 90% der maximalen Herzfrequenz (MHF), die andere Gruppe (4-AIT) unternahm 16-minütige Sitzungen bei ebenfalls 90% der maximalen Herzfrequenz (MHF), wobei diese durch 3 Minuten aktiver Erholung bei 70% der max. Herzfrequenz unterbrochen wurden. 

Das Ergebnis: Die Sauerstoffaufnahme erhöhte sich bei beiden Gruppen in durchaus vergleichbaren Mengen. Die Vier-Minuten-Gruppe erlebte eine 10%-Steigerung des VO2max, während die maximale Sauerstoffaufnahme bei der 16-minütigen Gruppe um 13% anstieg. Die 16-Minuten-Übungsgruppe war jedoch erfolgreicher in der Reduktion von Cholesterin- und Körperfettwerten. 

Für Tjønna sind die Ergebnisse vielversprechend. „Da wir wissen, dass immer mehr Menschen übergewichtig und inaktiv sind, kann die Art der Verbesserung der körperlichen Fitness, die wir in dieser Studie sahen, ein Ansporn für inaktive Menschen sein, denen noch die Motivation fehlt, um Sport zu machen“, betont der Studienleiter. Der Vorteil des zeiteffizienten Modells sei, dass Betroffene die körperliche Aktivität einfacher in ihr tägliches Leben integrieren könnten. Weitere Studien seien aus Public Health-Perspektive durchaus gerechtfertigt, resümieren die Autoren.

 

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Ethik: Medizin braucht neue Aufwertung von Zeit für Zuwendung

 
Grundsatzdebatte über die Prioritäten des modernen Gesundheitssystem ist nötig

Zeit hat in der Medizin durchaus eine ethische Dimension. Anlässlich der Eröffnung des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit 2013 in Berlin, in der das Thema „Ethik und Ökonomie: Würde des Patienten – Lebensqualität am Ende des Lebens“, behandelt wurde, ging es dabei nicht um Apparatemedizin, Patientenverfügung oder Euthanasie, sondern schlicht um – Zeit, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 6. 6. 2013). 

Ältere Patienten begreifen langsamer, verstehen möglicherweise schlechter und brauchen mehr Zeit, um sich auszuziehen; schon einfache Verrichtungen dauern im Alter länger, so der Medizinethiker Thomas Heinemann aus Vallendar, Mitglied des Deutschen Ethikrates ist. Diese Zeit ist im Gesundheitssystem aber nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Mit der Abrechnung nach diagnosebezogenen Fallpauschalen (DRGs) werde gerade derjenige besser vergütet, der weniger Zeit für den Patienten braucht. „Der Arztberuf verliert seinen Kern“, so der Philosoph, nämlich den Fürsorgegedanken. Im hohen Zeitdruck sieht er einen Grund für den Ansehensverlust des Heilberufs. 

Vertreter von Pflegeeinrichtungen kritisierten ferner einen unverhältnismäßigen Zeitaufwand durch Dokumentation und Bürokratie, wodurch Zeit für die Patienten fehle und eine Mentalität verstärkt werde, die eine handlungsorientierte Medizin höher schätzt als eine zuwendungsorientierte. Nötig sei deshalb eine grundsätzliche Diskussion über die Prioritäten in der Medizin.


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Studie: Facebook senkt die Motivation zur positiven Leistung

Selbstwertgefühl kann gesteigert werden – und begünstigt Zaudern im Verhalten

Wie wirkt sich das soziale Kommunikationsnetzwerk Facebook auf seine Benutzer aus? Welche psychologischen Effekte und Veränderungen erkennbar? Facebook stärke das Selbstwertgefühl, sagen die einen. Empirische Studien haben aber auch mögliche negative Auswirkungen von medialem Überkonsum auf zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstwahrnehmung, seelische Gesundheit und schulische Leistung beschrieben (vgl. IMABE 2011: Deutschland: Ärzte besorgt über exzessiven Medienkonsum Heranwachsender). 

Nun zeigt eine aktuelle in Media Psychology veröffentlichten Studie (2013; 16(2): 199-220 DOI: 10.1080/15213269.2012.762189) einen neuen Zusammenhang: Das Betrachten des eigenen – häufig idealisierten – Facebook-Profils stärkt zwar vorübergehend das eigene Selbstwertgefühl, senkt jedoch die Leistungsbereitschaft: Statt Selbstbestätigung in der Erfahrung der eigenen positiven Leistung zu suchen und darin das Selbstwertgefühl zu festigen, dürfte sich dieses bloß durch Betrachten der eigenen Informationen über sich selbst (Profil, Fotos) einstellen – und ist dementsprechend kurzlebig. 

Die Folge beschreibt Studienleiterin Catalina Toma, von der Universitiy of Madison: „Facebook fördert das Aufschieben des Erledigens der eigenen Aufgaben – und begünstigt Zaudern im Verhalten“, sagt die Medienpsychologin. 

In der Studie wurden 159 Studenten einer US-amerikanischen Universität (Durchschnittsalter: 20 Jahre) aufgefordert, ihr eigenes Facebook-Profil und das einer fremden Person 5 Minuten zu begutachten. Die Auswertung nach dem Verfahren des sog. „Implicite Association“-Tests zeigte einen deutlichen Schub an Selbstwertgefühl nach Betrachten des eigenen Facebook-Profils. Doch der Anstieg des Selbstwerts nach der ersten Aufgabe ging in der zweiten, kognitiven Aufgabe nach hinten los: Den Benutzern fehlte die Motivation, gute Leistungen im nachfolgenden Kopfrechentest mittleren Schweregrads zu erbringen und taten sich dabei signifikant schwerer als die Kontrollgruppe. 

Die Psychologen vermuten, dass nach einiger Zeit Menschen in der Regel aufgrund von Facebook ein so gutes Bild von sich selbst hatten, dass ihnen (unbewusst) die Motivation fehlt, ihren Selbstwert auch noch durch Anstrengung zu erhöhen. Die Studie zeige, wie Social-Network-Seiten (SNS) ihre User affektiv und später auch in den kognitiven Prozessen subtil beeinflussen, sagt Toma. Im März 2013 hatte Facebook weltweit über 1,11 Milliarden aktive Nutzer.

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Forschung: Menschen klonen ist passé, ethisch saubere Alternativen sind zukunftsweisend

IMABE-Geschäftsführer Prat im Standard: Zeit für ein internationales Klonverbot ist reif

Das Herstellen von Menschen-Klonen zu Gewinnung von Stammzellen ist „nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch medizinisch überflüssig“. Darauf hat IMABE-Geschäftsführer Enrique Prat in einem Gastkommentar im Standard (online, 23. 5. 2013) hingewiesen. Ein amerikanisches Forscherteam in Oregon unter der Leitung des russischstämmigen Shoukhrat Mitalipov hatte Mitte Mai 2013 in Cell (10.1016/j.cell.2013.05.006) publiziert, ihnen sei es erstmals gelungen, menschliche Embryonen aus normalen Körperzellen zu klonen. Wenig später tauchten schon Vorwürfe auf, die Daten seien gefälscht, Bilder manipuliert oder zumindest sehr schlampig publiziert worden (vgl. Spiegel, online, 23. 5. 2013). 

Aus ethischer Sicht habe man trotz erfolgreicher Methoden für Stammzell-Gewinnung zu therapeutischen Zwecken an einer „überflüssigen Technik“ weitergeforscht, sagt Prat. Diese habe noch dazu eine „bedrohliche Kehrseite“ – die Ermöglichung des reproduktiven Klonens. „Das Machbare hat hier die Grenze des Vernünftigen überschritten“, so Prat. Reproduktives Klonen sei zwar bereits in vielen Ländern verboten, manche wollten aber statt eines klaren Verbots nur eine differenzierende Regel zwischen „gutem Klonen“ und „bösem Klonen“. Für Prat stellt sich die Frage, um welchen Preis hier noch eine Türe offen gelassen werde. Er nannte es an der Zeit, „an die internationale politische Vernunft zu appellieren und endlich weltweit und für alle verbindlich das Klonen von Menschen zu verbieten.“

Auch Oliver Brüstle bleibt, wie das Gros der Stammzellforscher weltweit, äußerst skeptisch, was die klinische Bedeutung und damit die Erfolgsaussichten einer Klonmedizin angeht (vgl. FAZ, online, 27. 5. 2013). Der Vorzeige-Stammzellenforscher der Universität Bonn setzt längst auf eine andere Karte, wie er kürzlich mit Kollegen in Nature (Nature Reviews Molecular Cell Biology 2013; 14: 225-236, doi:10.1038/nrm3543) publizierte: Die Methode des Japaners Shinya Yamanaka, der für die Erzeugung von (induzierten) pluripotenten Stammzellen – die ganz ohne Klonen und Embryonenzerstörung auskommt – im Dezember 2012 den Nobelpreis bekam, gilt als bahnbrechend. Der nächste Schritt nach Yamanaka sei jetzt, so Brüstle, die sogenannte Transdifferenzierung, also die direkte Umwandlung einer Zelle in eine andere, zum Beispiel aus einer Hautzelle direkt eine Hirnzelle herzustellen – ohne den Umweg einer „Verjüngung“ zu einer Stammzelle.

Foto: IMABE

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